Nach einer schlimmen Diagnose fasste sie einen schrecklichen Entschluss: Lea K. (25) wollte sich und ihren kleinen Sohn (2) töten. Er ertrank in der Wanne. Sie steht nun wegen Mordes vor Gericht.
Zitternd saß sie nun neben ihrem Verteidiger. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Angaben zur Person hauchte sie: „Krankenpflegerin, verheiratet.“ Sie wohnte mit dem kleinen Felix und ihrem Mann in Gesundbrunnen. Eine kleine Familie. Die Welt schien heil.
Die Diagnose lautete Brustkrebs
Im Juni 2023 die Diagnose: Brustkrebs. Lea K. (Name geändert) lehnte jede Behandlungen ab. Bereits damals soll sie den Plan gefasst haben, nicht nur ihr eigenes Leben zu beenden. Die Staatsanwältin: „Weil sie weder bestehende Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten mit ihren Wertevorstellungen vereinbaren konnte noch den Gedanken, dass ihr Sohn ohne sie aufwachsen könnte.“
Die Tat, die aus Sicht der Anklage „von massiver Eigensucht“ geprägten war. Am 2. Oktober löste Lea K. Tabletten in Wasser auf, welche die Krankenpflegerin eingesteckt hatte. Sie verabreichte dem kleinen Felix in den frühen Morgenstunden laut Anklage eine größere Menge von Schmerz- und Beruhigungsmitteln - „in Tötungsabsicht“.
Die Mutter zog das bewusstlose Kind in der Badewanne eng an sich
Felix wurde bewusstlos, aber er lebte. Die Mutter soll dann selbst verschiedene Medikamente geschluckt und sich Insulin gespritzt habe. Sie ließ warmes Wasser in die Badewanne, legte sich mit dem Kind hinein. Dabei habe sie den Jungen „mutmaßlich mit beiden Armen an sich gepresst, sodass er mit dem Gesicht unter Wasser lag und ertrank“.
Der Vater (26) hatte in einem anderen Zimmer fest geschlafen. Das nutzte die Mutter laut Staatsanwaltschaft aus. Von einem heimtückischen Mord aus niedrigen Beweggründen geht die Anklage aus.
Der Vater nun als Nebenkläger mit im Saal. Er und Lea K. kennen sich seit 2017. Heirat in Heidelberg im Jahr 2019, im Frühjahr 2022 zogen sie nach Berlin. Lebten wohl eher für sich - Kontakt zu den Eltern bestand nicht, Freunde oder wenigstens gute Bekannte in der Stadt gab es kaum.
Gegen Mittag entdeckte der Vater die Tragödie. Der Buchhalter: „Mein Sohn lag leblos auf ihrer Brust. Sein Gesicht war komplett unter Wasser.“ Lea K. atmete noch, der Junge nicht. Der Vater wählte den Notruf, begann mit Reanimation. Doch für Felix kam jede Hilfe zu spät.
Angeklagte wollte den Jungen nicht in der Welt zurücklassen
Ein Abschiedsbrief wurde gefunden. Darin listete Lea K. vor allem auf, was sie nicht wollte - „nicht bereit für Therapie“ und „am allerwenigsten bereit, keine gute Mutter zu sein“. Ihr Körper sei zu schwach und die Welt sei „so komisch“, um ihren Jungen allein zu lassen. Der Vater nun: „Ich habe mit so etwas nicht gerechnet. Das Thema Tod ist vorher nie gefallen.“ Sie hätten sich trotz der Diagnose ein zweites Kind gewünscht.
Den Ehering hat der Buchhalter bis heute nicht abgenommen. Kein schlechtes Wort im Prozess über die mutmaßliche Mörderin. Ihr Mann: „Ich weiß, dass sie sterben wird, ich werde für sie da sein.“ Fortsetzung: Dienstag.
Hilfe bei Suizid-Gedanken
Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:
Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de
Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de
Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de.■