Es sind dramatische Szenen und schreckliche Bilder: In der Nacht zu Freitag kam es im Landkreis Rotenburg zu einer Schießerei. Es gibt vier Tote, darunter ein dreijähriges Kind. Auch gibt es einen zweiten Tatort. Der vermeintliche Täter ist festgenommen, es liegt ein Haftbefehl vor.
Handelte es sich um einen Familienstreit? In der Nacht zum Freitag kam es im Landkreis Rotenburg offenbar zu einer Schießerei – um etwa 3.30 Uhr in der Gemeinde Scheeßel in einem Einfamilienhaus. Um etwa 3.40 Uhr wurden die Beamten in der Samtgemeinde Brockel alarmiert - ein Zusammenhang ist nicht ausgeschlossen.
Schießerei in Rotenburg: Unklare Opfer-Lage
Am Tatort in Scheeßel spricht die Polizei von „mehreren Opfern“ und einem „Kapitalverbrechen“. Polizeisprecher Heiner van der Werp bezeichnete die Taten gegenüber der Kreiszeitung als eine „Familiengeschichte“. Genauere Angaben konnte er am Morgen noch nicht machen, da noch Absprachen mit der übergeordneten Behörde, der Polizeidirektion Lüneburg, liefen. „Eine Motivlage im familiären Umfeld kann nicht ausgeschlossen werden“, hieß es nur.

Die Polizei bestätigte dann im Laufe des Vormittags, dass es sich um vier Todesopfer handle, darunter ein dreijähriges Kind. Zu den Verwandtschaftsverhältnissen machten die Ermittler noch keine Angaben. Bild berichtet, dass es sich bei den Toten um die Ex des mutmaßlichen Täters, ihren Lebensgefährten und ein Kind handle.
Großeinsatz in Rotenburg: Verdächtiger stellte sich selbst
Die Polizei leitete nach der Alarmierung einen Großeinsatz ein, an dem auch Landes- und Bundespolizei sowie ein Hubschrauber beteiligt waren. Unter anderem standen Einsatzkräfte mit Maschinengewehren am Rotenburger Bahnhof, mehrere Häuser wurden umstellt. „Alles, was zur Verfügung stand, war im Einsatz“, so van der Werp.
Der Tatverdächtige stellte sich den Ermittlern zufolge kurze Zeit nach den tödlichen Schüssen selbst, er sei von der Polizei festgenommen worden. Weitere Details zur Festnahme blieben zunächst offen. Auch zum Alter und Nationalität des Verdächtigen machten die Ermittler zunächst keine Angaben. Die Ermittlungen zu der Tat liefen derzeit auf Hochtouren, hieß es.

Am Vormittag lief auch ein Einsatz in der Von-Düring-Kaserne in Rotenburg, dort ist unter anderem das Jägerbataillon 91 stationiert. Vor der Kaserne untersuchen Ermittler ein Fahrzeug auf Spuren, fanden in der Fahrertür unter anderem einen einsatzbereiten Molotow-Cocktail und Munition im Kofferraum. Die Staatsanwaltschaft machte zunächst keine Angaben, ob die Waffe des Verdächtigen aus dem Besitz der Bundeswehr stammt.
Am Freitagnachmittag hat ein Ermittlungsrichter Haftbefehl wegen Mordes gegen den festgenommenen Bundeswehrsoldaten erlassen. Das teilte die Polizei mit.
Verteidigungsminister Pistorius reagiert bestürzt auf die Taten
Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD) hat am Freitagnachmittag seine Bestürzung über die Taten ausgedrückt. „Die mehrfache Tötung von unschuldigen Menschen in Scheeßel ist einfach grauenvoll“, sagte der Politiker, wie eine Sprecherin seines Ministeriums mitteilte. „Ich habe davon heute Morgen ganz früh erfahren. Ein Bundeswehrsoldat ist der mutmaßliche Täter.“ Über die Aussagen des Verteidigungsministers hatte zunächst das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet.■