Die Präsidentin der Berliner Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, hat die Räumung eines Hörsaals nach einer Protestaktion propalästinensischer Aktivisten verteidigt. Es seien Mitarbeiter der Universität am Mittwochnachmittag vor Ort gewesen, sagte sie im RBB-Inforadio. „Das Lagebild war eindeutig“, so die HU-Präsidentin.
Wie KURIER bereits berichtete, wurde am gestrigen Mittwoch zum wiederholten Male ein Hörsaal der Humboldt-Universität (HU) besetzt. Die Berliner Universität alarmierte die Polizei. Aktivisten beschmierten Fassade und Innenräume der Humboldt-Uni mit propalästinensischen Parolen. „Rund hundert Personen drangen in den Hörsaal ein, und verbarrikadierten die Türen“, so ein Sprecher der Berliner Polizei. 350 Einsatzkräfte waren vor Ort.

Hintergrund der Aktion sei die drohende Ausweisung von vier Menschen
„Wir konnten schon sofort sehen, dass Sachbeschädigung begangen wurde.“ In den Bannern und Sprüchen sei das Existenzrecht Israels geleugnet worden. Es sei deutlich gewesen, dass Gewalt verherrlicht und auch das rote Dreieck, das Symbol der Terror-Organisation Hamas, verwendet worden sei.
„Damit war für uns klar: Die roten Linien sind überschritten. Und wir haben dann als Präsidium schnell gemeinschaftlich entschieden, dass in diesem Fall die Räumung der einzig richtige Weg ist“, so die HU-Präsidentin.
Der Hörsaal auf dem Campus Nord war nach Angaben einer HU-Sprecherin vom Mittwoch am frühen Nachmittag besetzt worden. Das Präsidium der Humboldt-Universität bat die Polizei um Räumung des Gebäudes. Aus den Fenstern des Gebäudes hängten die besetzenden Personen Transparente mit pro-palästinensischen und die Terrororganisation Hamas verherrlichenden Parolen und Kennzeichen sowie palästinensische Fahnen.
„Durch die ersten am Ort eingetroffenen Einsatzkräfte wurde ein weiteres Eindringen von Personen in das Gebäude des Hörsaales durch Schieben und Drücken verhindert“, so die Polizei in ihrer Pressemitteilung. Kurz vor 16 Uhr wurde aus einem Fenster gezündete Pyrotechnik geworfen sowie Flüssigkeit, „mutmaßlich Urin“, in Richtung der Einsatzkräfte geschüttet.

Unser Einsatz an der Humboldt-Universität steht kurz vor der Beendigung. Insgesamt haben sich rund 60 Personen im Gebäude befunden, welche unsere Kolleg. herausgeführt und deren Personalien festgestellt haben. Gegen die Personen werden Strafermittlungsverfahren eingeleitet.… https://t.co/7M579Lrth4
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) April 16, 2025
Gegen 17.20 Uhr gelang es den Einsatzkräften verbarrikadierte Türen zum Hörsaal zu öffnen. Nach Angaben der Polizei wurden rund 90 Menschen aus dem Gebäude herausgeführt und ihre Personalien festgestellt. Zudem wurden rund 100 Strafermittlungsverfahren eingeleitet – unter anderem wegen des Verdachts auf schweren Hausfriedensbruch, besonders schweren Landfriedensbruch, Volksverhetzung, das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.
Einem Polizeisprecher zufolge leisteten die Besetzer bei der Räumung zumeist keinen Widerstand. HU-Präsidentin von Blumenthal sagte dazu: „Nach meinem Eindruck lief es professionell und friedlich ab.“ Gegen 21 Uhr wurden die polizeilichen Maßnahmen beendet.

Hörsaal der Humboldt-Universität (HU) in Berlin wird besetzt
Hintergrund der Aktion sei die drohende Ausweisung von vier Menschen nach propalästinensischen Protesten an der Freien Universität. Ihnen wird vorgeworfen, bei den Protesten im Oktober vergangenen Jahres Beschäftigte mit Äxten und Knüppeln bedroht zu haben.
Die Ausländerbehörde hatte einem Iren, einer Irin und einer Polin im März die EU-Freizügigkeitsrechte entzogen, im Fall einer amerikanischen Person geht es um eine Ausweisung. Die Betroffenen wehren sich vor Gericht. Das Berliner Verwaltungsgericht gab vergangene Woche im Eilverfahren der Beschwerde des Iren statt.
Die Beschädigungen des Hörsaals sind so gravierend, dass der Raum für Wochen, möglicherweise Monate, nicht für die Lehre zur Verfügung stehen wird, das teilte das Präsidium am Donnerstag mit. ■