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Mann in NVA-Uniform fährt mit Trabi in früherem Stasi-Gefängnis vor

DDR-Spuk in Berlin-Hohenschönhausen: An der Stasi-Gedenkstätte lässt ein Ost-Ultra Erinnerungen an alte Zeiten aufleben. Darum kassiert der Mann jetzt eine Anzeige!

Author - Joane Studnik
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Ein Trabi der NVA Volksarmee: Mit einem solchen Fahrzeug fuhr der Mann am Sonntag in der Stasi-Gedenkstätte vor.
Ein Trabi der NVA Volksarmee: Mit einem solchen Fahrzeug fuhr der Mann am Sonntag in der Stasi-Gedenkstätte vor.imago/ Gueffroy

Das frühere Stasi-Gefängnis in der Genslerstraße 66 in Berlin-Hohenschönhausen: Hier saßen zu DDR-Zeiten zahlreiche Kritiker des Regimes ein, unter ihnen Rudolf Bahro, Jürgen Fuchs oder Bärbel Bohley. Hervorgegangen war es aus dem berüchtigten Sowjet-Speziallager Nr. 3, in dem nach dem 2. Weltkrieg sogar Schriftsteller Heinrich George einsaß. An diese düstere Geschichte erinnert heute die Gedenkstätte Hohenschönhausen. Ausgerechnet dort spielte am Sonntag ein Mann in NVA-Uniform als Soldat im offenen Militär-Trabi DDR. Darum gab's dafür eine Anzeige!

So einen Anruf bekommt die Polizei auch nicht alle Tage: Auf dem Gelände des ehemaligen Gefängnisses der Staatssicherheit fährt ein olivgrüner NVA-Trabi mit DDR-Insignien vor. Darin ein Uniformierter, als wäre die DDR wiederauferstanden. Zeugen zufolge drohte der Mann, in dem Stasi-Knast werde bald wieder der Betrieb aufgenommen!

Im NVA-Trabi ins Stasi-Gefängnis: Darum erstattet die Gedenkstätte Hohenschönhausen Anzeige

War es die Aktion eines Irren oder war sie als provokanter Witz gemeint? Die Gedenkstätte Berlin Hohenschönhausen reagiert auf den Vorfall vom Sonntag humorlos und erstattet Anzeige gegen den vermeintlichen DDR-Soldaten – führt dafür aber gewichtige Gründe ins Feld.

Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen auf dem Gelände der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in der Genslerstraße. Hier fuhr der DDR-Ultra in Uniform und NVA-Trabi vor.
Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen auf dem Gelände der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in der Genslerstraße. Hier fuhr der DDR-Ultra in Uniform und NVA-Trabi vor.dpa/Jens Kalaene

„Ein solcher Auftritt ist nicht nur für uns als Gedenkstätte, sondern auch für jeden von der DDR-Diktatur Betroffenen inakzeptabel“, erklärte Gedenkstätten-Direktor Helge Heidemeyer. Eine „Glorifizierung der SED-Diktatur“ könne gerade an einem Gedenkort nicht hingenommen werden.

Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen verweist auf Hausordnung: DDR-Symbole verboten

Nach Darstellung der Gedenkstätte wiesen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses den uniformierten Fahrer darauf hin, dass die Hausordnung das Tragen von DDR-Symbolen untersage. Der Fahrer habe das Gelände aber erst nach einem Anruf bei der Polizei mit seinem Wagen verlassen, hieß es weiter. Fragen zum Motiv des Mannes blieben zunächst offen.

Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen gibt es seit dem Jahr 2000. Sie soll über den „Haftort“ und das System der politischen Justiz der DDR informieren.