Weitere Opfer gesucht

Kriminelle in Uniform: So zockten Berliner Polizisten Autofahrer ab

Mit fingierten Verkehrskontrollen: Jetzt sucht die Berliner Polizei nach weiteren Autofahrern, die Opfer der miesen Betrugsmasche wurden.

Author - Stefan Henseke
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Echte Polizisten setzen in Berlin illegale Verkehrskontrollen an und zockten Autofahrer ab (Symbolfoto).
Echte Polizisten setzen in Berlin illegale Verkehrskontrollen an und zockten Autofahrer ab (Symbolfoto).Berlinphoto/imago

Die Polizei, dein Freund und Helfer. Eigentlich. Doch in Berlin zockten drei Polizisten wochenlang ahnungslose Autofahrer ab. Ihre miese Masche: Sie setzten polizeiliche Verkehrskontrollen an, um den Autofahrern gezielt Bargeld abzunehmen. Anfang Juni wurden sie verhaftet, jetzt sucht die Polizei nach weiteren Opfern der Kriminellen in Uniform.

Die Täter: ein Polizeioberkommissar, ein Polizeikommissar und ein Polizeimeister. Gierig wurden sie spätestens im April. Gemeinsam mit einem weiteren Tatverdächtigen setzten sie illegale polizeiliche Verkehrskontrollen an, drohten mit Haftbefehlen und versuchten mit gefälschten Papieren Autofahrern gezielt Bargeld abzunehmen.

Polizisten machten mindestens 8500 Euro Beute

Mit Erfolg. In einem Fall kassierten sie am 21. April von einem Autofahrer in Pankow 500 Euro. In einem anderen Fall (8. Mai) nahmen sie einem anderen Autofahrer in Charlottenburg mindestens 8000 Euro ab. Die Berliner Polizei vermutet aber, dass die Drei viel öfter zugeschlagen haben.

Deshalb fragt die Polizei jetzt: Wurde bei Ihnen im Rahmen einer Verkehrskontrolle von Zivilkräften der Polizei Bargeld sichergestellt, ohne dass Sie hierfür eine Quittung oder ähnliches erhalten haben? Wurde Ihnen gegenüber im Rahmen einer Verkehrskontrolle geäußert, dass ein Haftbefehl vorliegen würde, von dem Sie keine Kenntnis hatten und wurde Ihnen in diesem Zusammenhang Bargeld weggenommen? Hinweise können über das Hinweisportal der Polizei abgegeben werden.

Bei Verurteilung: Polizisten verlieren ihre Pension

Die drei tatverdächtigen Polizisten wurden bereits am 5. Juni im Auftrag der Staatsanwaltschaft Berlin aufgrund von bereits zuvor erwirkten Haftbefehlen festgenommen. Die Wohn- und Dienstanschriften sowie Fahrzeuge wurden damals durchsucht. Gegen die Drei und einen 45 Jahre alten Mitbeschuldigten besteht der Verdacht des gemeinschaftlichen gewerbs- und bandenmäßigen Diebstahls in Tateinheit mit gewerbs- und bandenmäßiger Urkundenfälschung in zwei Fällen.

Bei den Durchsuungen in den Wohnungen der Beschuldigten in Spandau, Reinickendorf und Tempelhof-Schöneberg konnten zahlreiche Beweismittel, insbesondere Mobiltelefone und Aufzeichnungen, sichergestellt werden. Die drei Festgenommenen wurden am 5. Juni einem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Tiergarten zur Verkündung der Haftbefehle vorgeführt. Parallel dazu werden dienstrechtliche Maßnahmen durch die Polizei Berlin geprüft.

Die Pension dürfte bei einer Verurteilung der Drei futsch sein. Denn Beamte verlieren ihre Beamtenrechte, wenn sie durch Urteil eines Strafgerichts wegen einer vorsätzlichen Tat zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr oder darüber verurteilt werden.