In der Oranienstraße in Kreuzberg, nicht weit vom Moritzplatz, gab es am Mittwochabend eine Rettungsaktion der Feuerwehr, die die Nachbarschaft und Passanten in Atem hielt. Besorgte Kinder hatten den Einsatz ausgelöst.
Die Kinder, alle unter 10 Jahre alt, hatten eine Taube in einer misslichen Situation entdeckt. Der verzweifelte Vogel hing kopfüber in einem Netz von einem Balkon, mehrere Meter in der Luft. Das Tier hatte sich mit seinen Füßen in dem Netz verfangen. Umso mehr die Taube zappelte, desto mehr verhakte sie sich in dem Netz. Der Stress war ihr deutlich anzusehen, ihre Federn sträubten sich in alle Richtungen. Die Kinder wollten dieser dramatischen und herzzerreißenden Situation nicht weiter tatenlos zusehen.
„Ich versuchte, mit ihr zu reden und pfiff ihr zu. Ich glaube, sie verstand mich, denn sie wurde ruhiger“, berichtete eines der Kinder dem KURIER über die Ereignisse. Das Kind erzählte weiter: „Der Vogel flatterte so heftig mit seinen Flügeln, ich verstand, er braucht Hilfe, und zwar JETZT!“ sagte das Kind mit Nachdruck.
Kreuzberg: Taube verfängt sich in Netz - Berliner Feuerwehr lässt nicht auf sich warten!
Immer mehr Menschen blieben stehen und sahen hilflos zur Taube hinauf. Versuche, das Tier zu beruhigen oder den Besitzer des Netzes ausfindig zu machen, scheiterten. Es war schließlich die Passantin Eva, die die Feuerwehr alarmierte. „Zuerst haben die Kinder die Taube gesehen, und wir blieben natürlich auch stehen. Immer mehr Leute blieben stehen und waren total entsetzt“ beschrieb sie die Situation. „Ich bin auch sauverärgert, weil ich finde, dass solche Netze, die den Tieren so zum Verhängnis werden können, verboten gehören!“

Kiez in Aufruhr: Tauben müssen gerettet werden
Mittlerweile hatte sich eine zweite Taube bei dem Versuch, den Artgenossen zu befreien, in Gefahr gebracht. Auch sie verfing sich im Netz und flatterte panisch umher. „Ich war ein wenig genervt, dass die Feuerwehr fast eine Stunde dauerte, bis sie da war“, erzählte eines der Kinder dem KURIER. Hier muss gesagt werden, dass sich die Wartezeit natürlich lange anfühlte, aber so ist es ja immer, wenn etwas Akutes passiert. Die tatsächliche Wartezeit lag deutlich unter einer Stunde.

Als die Feuerwehr ankam, wurde schnell festgestellt, dass die vorhandenen Einsatzkräfte für die Rettung zweier Tauben nicht ausreichen würden. Kurz darauf rollte der Leiterwagen an. Zuschauer, Passanten und Nachbarn feierten den Einsatz der Feuerwehr.
Die Leiter wurde angelehnt, das verzweifelte Tier war in Kürze befreit. Die Taube flog unter Jubel und Applaus der Zuschauer zu einem Balkon nebenan, ließ sich erschöpft nieder und ruhte sich aus. Genau wie die zweite Taube. Um die zehn Feuerwehrleute waren an der Rettungsaktion beteiligt. Sie verließen die Oranienstraße im Sonnenuntergang und das Leben im Kiez ging wieder in seinen gewöhnlichen Trott über. Der Vogel aber verdankt den Kindern und den Rettern wohl sein Taubenleben. ■