Rekord-Tief bei Justiz

Ist Berlin lasch geworden? So wenige Verurteilungen wie ewig nicht

Kaum zu glauben, bei den ganzen Straftaten in der wilden Hauptstadt: Aber die Zahlen der Verurteilungen in Berlin sind tatsächlich stark gesunken!

Author - Sharone Treskow
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In Berlin kommt es zu immer weniger Verurteilungen.
In Berlin kommt es zu immer weniger Verurteilungen.Bernd Weißbrod/dpa

Bei all den Schlagzeilen um Klima-Kleber, Drogen, Morde und Co. in Berlin würde man meinen, dass die Hauptstadt-Justiz zuletzt oft den Hammer geschwungen und viele Straftäter verurteilt hat. Überraschenderweise zeigt eine offizielle Statistik jetzt aber, dass die Zahl der Verurteilungen in Berlin zurückgegangen ist.

So wenig Verurteilungen wie vor über 25 Jahren!

Kaum zu glauben, aber wahr: Die Zahl der Verurteilungen ist in Berlin in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen! Wie das Amt für Statistik berichtet, sank sie 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 8,3 Prozent auf 31.681 Verurteilte – und erreichte damit den tiefsten Stand seit mehr als 25 Jahren! In Brandenburg stieg die Zahl der Verurteilungen währenddessen um 2,5 Prozent auf 17.131.

Zum Vergleich: Der Höchstwert der letzten 25 Jahre wurde in Berlin 1998 mit 58.173 Verurteilten registriert. Das waren beinahe doppelt so viele wie 2022! Auch in Brandenburg hat sich ein Abwärtstrend entwickelt: In den letzten 25 Jahren wurden die meisten Verurteilungen mit 47.778 im Jahr 2000 gezählt. Das waren beinahe dreimal so viele wie vergangenes Jahr.

Verurteilte sind hauptsächlich Männer

Bei den Verurteilten in der Hauptstadtregion handelte es sich 2022 überwiegend um Männer: Ihr Anteil betrug in Berlin 79,4 Prozent und in Brandenburg sogar 82,5 Prozent. Wie in den Vorjahren war etwa die Hälfte aller Verurteilten in der Hauptstadtregion bereits einmal oder mehrfach vorbestraft: Es waren 14.926 Verurteilte beziehungsweise 47,1 Prozent mit Vorstrafen in Berlin und 8006 Verurteilte beziehungsweise 46,7 Prozent in Brandenburg.

In Berlin ging’s meistens um Diebstahl, Betrug und Straftaten im Straßenverkehr

Und für welche Vergehen wurden die Berliner so verurteilt? Am häufigsten wurde in Berlin neben Diebstahl und Unterschlagung wegen Straftaten im Straßenverkehr ein Urteil gesprochen! Beide Straftatengruppen machten jeweils ungefähr ein Fünftel aller Verurteilungen aus. Wegen Betrug und Unterschlagung wurden 19,2 Prozent der Verurteilten bestraft.

In Brandenburg lagen die Verurteilungen wegen Straftaten im Straßenverkehr mit einem Anteil von 30,4 Prozent vor den gemeingefährlichen Straftaten mit 14,2 Prozent. Zur Erklärung: Gemeingefährliche Straftaten sind Handlungen, durch die Leben, Gesundheit oder Eigentum einer von Menschen gefährdet wird – zum Beispiel Brandstiftung oder gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Mit 13,5 Prozent lagen Betrug und Untreue an dritter Stelle. ■