Für viele ist Corona bis heute nicht vorbei. Sei leiden an Long-Covid-Symptomen oder kämpfen um die Anerkennung von Impfschäden. Deutschlandweit sind mehr als 14.000 Anträge auf Anerkennung von Impfschäden eingegangen. Doch nur 573 Fälle von dauerhaften Corona-Impfschäden haben die Behörden bis Anfang April akzeptiert – das sind gerade mal 6,2 Prozent. In Berlin sind die Zahlen noch krasser: Nur 18 Fälle wurden bis heute anerkannt.
Seit 2021 haben in Berlin 1098 Menschen einen Antrag auf Anerkennung eines Impfschadens im Zusammenhang mit einer Corona-Impfung gestellt. Von den Anträgen wurden bisher 18 anerkannt, teilt das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) mit. Das sind gerade mal 1,6 Prozent!
Impfschäden in Berlin: 550 Anträge noch nicht bearbeitet
193 Anträge wurden in Berlin abgelehnt und 334 an andere Bundesländer abgegeben. Zwei Fälle hätten sich erledigt, da die Betroffenen nicht mitwirkten, heißt es weiter. In der Hauptstadt sind noch rund 550 Anträge in der Bearbeitung. Dies sei aufwendig und dauere recht lange, heißt es. Es müsste viele medizinische Unterlagen angefordert und mitsamt den erstellten Gutachten ausgewertet werden.
Das Robert-Koch-Institut definiert einen Impfschaden als „gesundheitliche und wirtschaftliche Folge“ eines gesundheitlichen Schadens durch eine Impfung. Die gesundheitliche Schädigung muss mindestens sechs Monate lang bestehen, damit ein Antrag auf Anerkennung Aussicht auf Erfolg hat.
Wer aufgrund einer Schutzimpfung einen Gesundheitsschaden erleidet, hat laut Lageso im Bedarfsfall Anspruch auf Versorgung mit Hilfsmitteln, Heil- und Krankenbehandlung, Pflegekosten, laufende Geldleistungen und Fürsorgeleistungen.
In Brandenburg ist das Landesamt für Soziales und Versorgung (LASV) zuständig. Dort gingen bis Ende April insgesamt 417 Anträge auf Anerkennung eines Impfschadens nach Corona-Schutzimpfung ein. Über 316 Anträge wurde bislang entschieden – 286 Anträge wurden abgelehnt und 23 an die zuständige Behörde eines anderen Bundeslandes weitergeleitet, wie das Gesundheitsministerium mitteilt. Nur sieben wurden anerkannt.
Anlaufstellen für Impfgeschädigte
„Bei der Behandlung von Corona-Langzeitfolgen gibt es immer noch große Defizite“, kritisierte Brandenburgs Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos) kürzlich nach Gesprächen mit Betroffenen. „Zu viele Impfgeschädigte müssen noch um Anerkennung kämpfen. Die Erfassung und Entschädigung von Impfschäden muss in Deutschland einfacher und enttabuisiert werden“, forderte sie.

Nur in wenigen Fällen seien unerwünschte Ereignisse und gesundheitliche Beeinträchtigungen nach einer COVID-19-Impfung bekannt. „Sie sind selten, aber es gibt sie: die tragischen Fälle nach einer Corona-Schutzimpfung. Und diese Fälle dürfen wir nicht ignorieren“, so Müller. Zu den Folgen können starke Erschöpfung, körperliche Schwäche, Kopfschmerzen oder Schlaf- und Konzentrationsstörungen zählen.
In Brandenburg wurde das Netzwerk „Direna“ gegründet. Es soll als Anlaufstelle für eine feindiagnostische Beratung und Betreuung dienen und mögliche Behandlungswege aufzeigen. In Berlin gibt es mit der „Beratung & Hilfe Postvirale Syndrome“ auch seit einigen Wochen ein neues Beratungsangebot zu sozialen und beruflichen Fragen, wie die Landesvereinigung Selbsthilfe mitteilt. Eine medizinische oder rechtliche Beratung wird hier nicht angeboten. Die Berliner Kassenärztliche Vereinigung empfiehlt, sich in solchen Fragen zunächst an einen Hausarzt zu wenden (mit dpa).