Er war auch RAF-Gründer

Horst Mahler (†89): Rechtsextreme melden Tod des Holocaust-Leugners

Der ehemalige Rechtsanwalt war in den letzten Jahren schwerkrank. Der letzte Prozess gegen ihn in Potsdam musste deshalb schon abgebrochen werden.

Author - Berliner KURIER
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2022 beim Prozess in Potsdam: Horst Mahler wird im Rollstuhl zu seinem Prozess wegen Volksverhetzung und Leugnung des Holocaust in den Gerichtsaal geschoben.
2022 beim Prozess in Potsdam: Horst Mahler wird im Rollstuhl zu seinem Prozess wegen Volksverhetzung und Leugnung des Holocaust in den Gerichtsaal geschoben.Fabian Sommer/dpa

Im April vor zwei Jahren wurde in Potsdam ein Prozess gegen den ehemaligen NPD-Anwalt Horst Mahler wegen Volksverhetzung und Leugnung des Holocausts vorläufig eingestellt. Weil er zu krank war. Jetzt soll der am 23. Januar 1936 geborene Horst Mahler im Alter von 89 Jahren in Berlin verstorben sein. Das melden jedenfalls auf Social-Media-Plattformen die rechtsextreme Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD) und andere rechtsextreme Organisationen. Eine Bestätigung der Familie steht noch aus.

„Nach gerichtsmedizinischer Begutachtung ist der Angeklagte so schwer erkrankt, dass er für längere Zeit nicht an der Hauptverhandlung teilnehmen kann“, teilte das Landgericht Potsdam bei der Prozesseinstellung vor zwei Jahren mit. Schon bei Prozessbeginn ein Jahr zuvor, wurde Mahler im Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben.

Horst Mahler: Zahnarztsohn, sein Onkel war der SA-Führer Reinhold Nixdorf

Von ganz links nach ganz rechts. Mahler war einst Mitbegründer der linksextremistischen Rote Armee Fraktion (RAF) und wandte sich später dem Rechtsextremismus zu. Er wurde bereits mehrfach wegen Holocaust-Leugnung verurteilt.

Von 2009 bis Oktober 2020 saß er mit einer Unterbrechung in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg/Havel. Schon 2015 war die Haft wegen einer schweren Erkrankung unterbrochen worden. Als der damals 81-Jährige die Strafe im April 2017 wieder antreten sollte, floh er nach Ungarn und bat um politisches Asyl – ohne Erfolg. Nach seiner Auslieferung im Sommer 2017 musste Mahler seine Reststrafe absitzen.

Wer war Horst Mahler? Zahnarztsohn, im damaligen Niederschlesien geboren. Sein Onkel war der SA-Führer Reinhold Nixdorf. In Naumburg an der Saale ging er nach dem Krieg zur Schule, wurde dort FDJ-Vorsitzender. Im November 1949 zog die Familie in den Westen, nach Berlin-Schöneberg. An der Freien Universität studierte er Jura, war Mitglied der schlagenden Studentenverbindung Thuringia Berlin. Dort trat er aus, um Mitglied der SPD werden zu können.

Horst Mahler war einer der RAF-Gründer

Erst will er Journalist werden, dann eröffnete er in West-Berlin eine Anwaltkanzlei. Ab Mitte der 60er engagierte er sich in der außerparlamentarischen Opposition, pflegte Kontakte zu Vertretern der DDR und der Sowjetunion. Als Anwalt vertrat er Beate Klarsfeld, die Kommunarden Fritz Teufel und Rainer Langhans, den Studentenführer Rudi Dutschke – und ist 1970 an der Gründung der RAF beteiligt, er plante die Baader-Befreiung und drei Banküberfälle mit.

Am 8. Oktober 1970 wurde er in Berlin verhaftet und später wegen Bankraubs und Gefangenenbefreiung zu 14 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Im Knast sagt er sich von der RAF los und sympathisiert mit der maoistischen Kleinstpartei KPD-AO. Danach springt er politisch immer wieder hin und her.

Im Oktober 1973: Im RAF-Prozess wird der Angeklagte Horst Mahler (Mitte) von den Anwälten Otto Schily (re, späterer SPD-Innenminister) und Hans-Christian Ströbele (li., späterer Grünen-Bundestagsabgeordneter) verteidigt.
Im Oktober 1973: Im RAF-Prozess wird der Angeklagte Horst Mahler (Mitte) von den Anwälten Otto Schily (re, späterer SPD-Innenminister) und Hans-Christian Ströbele (li., späterer Grünen-Bundestagsabgeordneter) verteidigt.picture alliance/dpa

Sein Anwalt, der spätere Bundeskanzler Gerdhard Schröder, sorgt dafür, dass Mahlers Reststrafe im Jahr 1980 zur Bewährung ausgesetzt wird. Erst sympathisiert Mahler mit den Grünen, dann mit der FDP. Ende der 90er Jahre wendet sich sich dann dem Rechtsextremismus zu, im August 2000 trat Mahler in die NPD ein.