Drängeln, volle Busse

Pankower genervt: Auf den Linien M1 und 50 fährt nur das Chaos nach Fahrplan

Zu den Stoßzeiten sind vor allen Dingen die Busse im Schienenersatzverkehr auf den Straßenbahnlinie M1 brechend voll. Eine Petition fordert nun Nachbesserung von der BVG.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Am Bahnhof Pankow kommen volle SEV-Busse an. Pendler steigen hier in die U-Bahn um.
Am Bahnhof Pankow kommen volle SEV-Busse an. Pendler steigen hier in die U-Bahn um.Hildebrandt

Rangeleien und Verletzte im Schienenersatzverkehr. Besonders Ältere und Mütter mit Kinderwagen verzweifeln am Schienenersatzverkehr auf der Linie M1 in Pankow. Fahrgäste kritisieren, dass die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zu wenig Busse einsetzen, um den Ausfall der Straßenbahn zu kompensieren.

Eine der Lebensadern auf der Schiene, die Pankow mit der Innenstadt verbindet, ist derzeit wegen Bauarbeiten gekappt – ab der Eberswalder Straße fahren Ersatzbusse Richtung Norden. Und in der Gegenrichtung quälen sich ebenso Busse im Ersatzverkehr über die stets staugeplagte Schönhauser Allee.

„Ich habe heute an der Haltestelle U-Bahnhof Pankow erlebt, wie zwei kleine Mädchen in Begleitung ihrer Mama plus Kinderwagen mit Baby beim vergeblichen Einsteigversuch in die um 30 Minuten verspätete M1 verletzt wurden“, berichtet Dina Bott dem KURIER. Per Petition fordern M1-Nutzer nun, zu den Stoßzeiten mehr Busse einzusetzen.

Lieber weiterfahren mit der U2

Und tatsächlich strömen am Donnerstagmorgen viele Menschen am U-Bahnhof Pankow aus dem SEV-Bus der M1. Sie wollen bis zur Eberswalder Straße lieber mit der U-Bahn weiter fahren. Die steht wenigstens nicht im Stau.

Grund für das Bus-Chaos im Norden sind Bauarbeiten an der Kreuzung Schönhauser Allee mit der Bornholmer/Wisbyer Straße. Hier treffen mehrere wichtige Straßenbahnlinien aufeinander, darunter die M1 und die M13. Derzeit wird die komplette Kreuzung erneuert, Weichen und Gleise werden ersetzt. Die Bauarbeiten sollen bis zum 2. August dauern. Allerdings wird in mehreren Abschnitten gebaut.  Auch auf der Straßenbahnlinie 50 fahren derzeit deswegen ersatzweise Busse.

Das Problem: Wegen Staus auf den Straßen kommen manchmal gleich mehrere Busse hintereinander, die dann relativ leer weiter fahren. Auf den nächsten muss man dann länger warten, der Bus ist voll.

Im Ersatzverkehr fahren Gelenkbusse mit 99 Plätzen zum Einsatz. In eine Straßenbahn passt die doppelte Menge an Fahrgästen – je nach Modell gibt es 184 Plätze (30 Meter Länge) oder sogar 243 Plätze (40 Meter).

Am Bahnhof Pankow herrschen am Bahnsteig der Busse und Straßenbahnen beengte Verhältnisse. Wenn es hier voll wird, wird es schnell gefährlich.
Am Bahnhof Pankow herrschen am Bahnsteig der Busse und Straßenbahnen beengte Verhältnisse. Wenn es hier voll wird, wird es schnell gefährlich.Hildebrandt

Die BVG macht die überfüllten Pankower Straßen für die Zustände verantwortlich. Beim Ersatzverkehr würden derzeit zwölf Busse eingesetzt, das entspreche der geplanten Kapazität, erklärte ein Firmensprecher. „Durch das hohe Verkehrsaufkommen kann es aber sein, dass Busse im Berufsverkehr zeitweise im Stau stehen und dadurch vereinzelt etwas längere Taktlücken entstehen, was dann zu einer hohen Auslastung führen kann.“

Verletzungen durch zu starkes Gedränge

In einer Online-Petition aus Pankow heißt es, „die Ersatzbusse seien zu allen Zeiten völlig überfüllt. Ein einzelner Gelenkbus kann keine vollbesetzte Straßenbahn ersetzen.“ Es sei bereits „zu einzelnen Verletzungen durch zu starkes Gedränge“ gekommen. „Menschen mit Kinderwagen oder Rollator haben keine Chance, diese Ersatzbusse nutzen zu können, da kein Platz für sie ist. Die BVG muss hier schnell reagieren und zusätzliche Busse einsetzen.“

Beim Check im Berufsverkehr am Morgen waren die Busse in Richtung Mitte zwar voll, zu Tumulten kam es aber nicht. Wer kann, ist gut beraten, ab dem Bahnhof Pankow auf die U-Bahn umzusteigen und erst ab Eberswalder Straße wieder auf die Tramlinie zu wechseln. Und auch die Verkehrsbetriebe stellen eine Verbesserung in Aussicht. Man werde „die Situation in den nächsten Tagen besonders im Blick behalten und schauen, ob noch nachgesteuert werden muss“, sagte ein BVG-Sprecher. ■