Schon von Weitem hört man den Bass. Techno! Über der Straße des 17. Juni in Berlin hängen dichte Regenwolken, über der Menge viele, viele bunte Regenschirme. Einige tanzen schon auf dem Weg zur Parade, andere steuern mit glitzernden Outfits, hohen Schuhen und fantasievoll bemalten Gesichtern dem Brandenburger Tor entgegen. Der Regen prasselt auf die Schirme.
Rave the Planet 2025: Tanzen bei jedem Wetter
Aufgeweichte Sneaker, feuchte Hosenbeine, es ist wirklich nass. Doch das scheint die, die sich rausgetraut haben, nicht abzuhalten. Vor dem Brandenburger Tor reitet die Pferdestaffel der Berliner Polizei vorbei. Ein paar Pferde tänzeln, setzen tatsächlich die Hufe im Takt der Technomusik. Die fühlen die Stimmung wohl auch.
Regen, Seifenblasen, glitzernde Gesichter, manche der Besucher stehen wirklich triefend nass da, in ihren tollen Kostümen und Outfits, aber es wird gelacht, getanzt, geplaudert. Unter ihnen auch René und Julia aus Bayern, sie stehen noch ganz vorne bei der Parade. „Uns macht der Regen nichts aus“, sagt René und zuckt die Schultern. Einen Poncho braucht er nicht, „zu warm.“ Es ist ihr drittes Mal bei der Parade. „Wir hoffen auf gute Laune und nette Menschen, mal sehen, wie fit wir sind. Vielleicht bleiben wir auch die Nacht hier“, sagt Julia. Und wenn’s zu kalt wird? „Dann tanzen wir halt ein bisschen“, lacht sie.
Techno-Party im Regen: So feiert Berlin bei „Rave the Planet“!
Ein paar Meter weiter trifft der KURIER auf Amy und Chris in Ponchos, die beiden sind aus Erfurt. „Der Regen ist uns so egal!“, ruft Amy, sie versucht die Musik zu übertönen. „Sehe ich aus, als wär ich aus Zucker?!“ Sie habe immer schon im Sommer tanzen wollen, ruft sie. „Heute ist der Tag.“ Amy und lacht, Chris nickt und sie tanzen, Tropfen vom Poncho prasseln auf ihre Schuhe.
Obwohl wirklich nirgends Sonne in Sicht ist, haben erstaunlich viele dunkle Sonnenbrillen auf, an denen die Regentropfen runterrinnen.
Tanzen und Regen: Rave the Planet trotzt dem Wetter
Auch Nico Baumann aus Leipzig lässt sich nicht beirren. 51 Jahre alt, seit 1994 immer mal wieder dabei, und zum ersten Mal im Regen. „Ist ein bisschen doof, weil man so viele Sachen anhat“, sagt er. „Aber hey, ist halt so.“ Er zuckt mit den Schultern. Seit Freitag ist er in Berlin, heute wird weitergefeiert.
Gegen Nachmittag hört der Regen auf. Ponchos werden zusammengeknüllt in Rucksäcke verstaut, Regenschirme verschwinden, das Getanze wird ausgefallener, die Menschen mehr, die Straßen füllen sich weiter, aber gefühlt längst noch nicht so dicht wie beim CSD im vergangenen Jahr. Unter den Tanzenden sind auch Chris und Jerry aus Berlin. Chris trägt, wie jedes Jahr, seinen Abflussreiniger auf der Glatze. Ein orangefarbenes Plastikteil, leicht verbogen, „fast neu“, sagt Chris und setzt fort: „Den benutze ich seit sieben Jahren hier“, sagt er. Das Wetter? „Ist gut wie immer“, sagt Jerry.
Trotz Pfützen und grauem Himmel rollen LKWs mit Sonnenschirmen durch die Menge. Über Berlin hängen die Wolken tief, manchmal verschwindet sogar der Fernsehturm. Aber niemand hier scheint aus Zucker zu sein.