Nachgerechnet

Es geht um Millionen: Hotel für Obdachlose ist eine Goldgrube!

Eigentlich ist das berüchtigte BB-Hotel eine Notunterkunft für Obdachlose. Die Inhaberin verdient sich damit eine goldene Nase!

Author - Stefan Doerr
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Das umstrittene Hotel in der Fuggerstraße
Das umstrittene Hotel in der FuggerstraßeEmmanuele Contini/Berliner Zeitung

Im Schöneberger BB-Hotel in der Fuggerstraße wohnen eigentlich Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben. Doch für Betreiberin Ilona B. scheint das Geschäft mit den Obdachlosen eine echte Goldgrube zu sein. Wie die Bild-Zeitung berichtet, fließen Gewinne satt, bezahlt aus Steuergeldern.

Seit Monaten sorgt das sogenannte Sozial-Hotel für Schlagzeilen: Es geht um Dreck, Lärm, dubiose Abrechnungen – und zuletzt sogar um den Verdacht auf Zwangsprostitution. Während Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln, scheint die Betreiberin weiter kräftig zu kassieren, wie Bild berichtet.

Gewinne und Steuergeld sprudeln

Ein Blick in das Handelsregister zeigt, wie rasant das Geschäft mit der Not gewachsen ist: 2013 schrieb das Unternehmen laut Bild noch rote Zahlen – rund 20.000 Euro Minus. Zwei Jahre später, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, schnellte der Gewinn auf 800.000 Euro hoch, wie die Zeitung weiter schreibt – ohne erkennbare Investitionen. Heute ist das Hotel-Unternehmen laut Bilanz rund 3,2 Millionen Euro wert. 2013 waren es 402.000 Euro – ein Plus von fast 700 Prozent in zehn Jahren.

Bemerkenswert: In der Bilanz stehen Möbel im Wert von nur 12.000 Euro – aber offene Forderungen über 1,3 Millionen Euro, mutmaßlich Zahlungen aus Steuergeld von Bezirksämtern für Sozialunterkünfte, die noch nicht eingegangen sind.

Immer wieder Polizeieinsätze wie hier im September: Der Nachbarschaft ist das BB-Hotel schon seit Monaten ein Dorn im Auge.
Immer wieder Polizeieinsätze wie hier im September: Der Nachbarschaft ist das BB-Hotel schon seit Monaten ein Dorn im Auge.Berliner Zeitung

Am Telefon reagiert eine Mitarbeiterin des Hotels zunächst reserviert: „Wir geben derzeit keine Kommentare.“ Dann wird sie deutlicher: „Wenn man jemanden hängen will, findet man mit Sicherheit einen Strick.“ Vor wenigen Tagen durchsuchte die Polizei das BB-Hotel und eine zweite Unterkunft in Charlottenburg – sieben Zwangsprostituierte wurden befreit, vierstellige Bargeldbeträge sichergestellt. Zwei Frauen (51, 83) stehen unter Verdacht des Menschenhandels.

Sozialamt will jetzt beim Hotel hart durchgreifen

Das Sozialamt Tempelhof-Schöneberg will dem Treiben nun ein Ende setzen. In einer Mitteilung an alle Bezirke heißt es: „Am 18. September hat die Fachstelle Soziale Wohnhilfe alle Berliner Bezirke aufgefordert, die Belegung des BB-Hotels mit wohnungslosen Personen zu beenden und die aktuell dort untergebrachten Personen andernorts unterzubringen.“ Doch das dauert: Die Menschen müssen einzeln angeschrieben und neu untergebracht werden.

Schöneberger Sozialhotel: Behörden sind machtlos

Benjamin Jendro (36) von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnt: „Am BB-Hotel an der Fuggerstraße sieht man sehr deutlich, dass Kriminelle die systematischen Lücken unseres Sozialstaates brutal ausnutzen. Wir müssen auch ehrlich sein, es ist nicht die einzige Adresse in der Hauptstadt und in Deutschland, wo massiv Sozialbetrug begangen wird.“

Und er fordert Konsequenzen: „Das wird sich mangels Kontrollmechanismen so lange nicht ändern, bis man bundespolitisch die Anreize verändert und Maßnahmen trifft, um die Behörden personell und technisch so auszustatten, dass sie dagegen überhaupt etwas machen können.“