Senatorin warnt

Geht Berlins Justiz vor neuem Cannabis-Gesetz in die Knie?

3000 Akten müssen händisch überprüft werden. Ein enormer Aufwand für die eh schon total überlastete Justiz in Berlin.

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Felor Badenberg (parteilos), Berliner Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz, geht von einem riesigen Mehraufwand aus, wenn das neue Cannabis-Gesetz kommt.
Felor Badenberg (parteilos), Berliner Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz, geht von einem riesigen Mehraufwand aus, wenn das neue Cannabis-Gesetz kommt.Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) sieht mit dem geplanten Cannabis-Gesetz viel zusätzlichen Arbeitsaufwand auf die Justiz zukommen. Die Neuregelungen bedeuteten einen enormen Zeit- und Personalaufwand, der die ohnehin stark belastete Justiz zusätzlich beanspruche, so Badenberg am Donnerstagmorgen. Durch eine Amnestieregelung müssten bereits abgeurteilte Straftaten aufgearbeitet werden. Taten, die künftig nicht mehr strafbar wären, müssten dann erlassen werden. Zunächst hatte der RBB berichtet.

Kommt die Legalisierung von Cannabis, droht viel Aufwand

„Bei der Staatsanwaltschaft Berlin müssen rund 3500 Verfahren einzeln durchgesehen werden, ob die rechtskräftigen Urteile ganz oder teilweise unter die beabsichtigte Amnestie fallen“, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Berlin. Ist dies der Fall, müssten die Akten erneut dem Gericht vorgelegt werden, das wiederum die Strafe abändern müsse. „Der Aufwand, dies umzusetzen, ist enorm.“

Berge von Akten müssen neu durchgesehen werden. 
Berge von Akten müssen neu durchgesehen werden. imago images/Michael Gstettenbauer

Laut Badenberg müssten durch die Regelung Tausende Akten händisch überprüft werden. Angesichts der Kleinteiligkeit der Regelungen zweifle sie die „praktische Handhabbarkeit der daran anknüpfenden zahlreichen Straf- und Bußgeldvorschriften“ an.

Die Ampel-Koalition will den Besitz und Anbau kleinerer Mengen Cannabis ab 1. April bundesweit straffrei stellen. Dies geht den Plänen zufolge mit einer Amnestie für diejenigen einher, die wegen Cannabis-Besitz in solchen Mengen derzeit noch strafrechtlich verfolgt werden. Ihre Verfahren müssten gesichtet und dabei geprüft werden, ob Strafen zu erlassen oder abzumildern sind und neue Gesamtstrafen von den Gerichten gebildet werden müssen.

Nach dem Gesetz der Ampel-Koalition sollen Besitz und Anbau von Cannabis mit zahlreichen Vorgaben für Volljährige zum Eigenkonsum legal werden. Doch es droht Verzögerung, denn die Cannabis-Legalisierung stößt weiter auf Widerstand. Das Gesetz könnte im Vermittlungsausschuss landen und sich verzögern. Die Unions-Innenminister erwägen eine Klage und kündigen eine restriktive Umsetzung der neuen Regeln an. Drei Ausschüsse des Bundesrats empfehlen, zu dem Gesetz den Vermittlungsausschuss anzurufen, wie aus den Vorlagen für die nächste Sitzung der Länderkammer am 22. März hervorgeht. Die Unions-Innenminister in den Bundesländern wollen eine Klage gegen das Gesetz prüfen. ■