Das vergangene Schmuddelwetter in Berlin und Brandenburg hat für Genießer auch etwas Gutes: Denn dank des ergiebigen Regens im Juli schießen in der Region gleich massenweise Pilze aus dem Boden. Ein Paradies für Pilz-Fans! Aber aufgepasst: Auch tödlich giftige Arten gedeihen prächtig! Hier die Tipps der Experten zum sicheren Sammeln!
Der regnerische Juli habe besonders viele Sommersteinpilze hervorgebracht, sagt der Pilzexperte Wolfgang Bivour aus Potsdam, „aber auch Fichtensteinpilze, die es sonst im Sommer nicht so früh gibt, sind schon da“. Daneben wachsen etliche Pfifferlinge, verschiedene Täublingsarten, Riesenschirmpilze, Hexenröhrlinge und Champignons. „Wer sammeln will, sollte jetzt die Chance nutzen. Es kann gut sein, dass ein trockener und heißer August die Ernte schnell ausdünnt“, rät der Experte.
Warnung vor tödlichem Giftpilz
Man sollte aber natürlich nicht alles pflücken, was man findet. „Es gibt auch giftige Arten wie den Pantherpilz oder den Grünen Knollenblätterpilz, letzterer kann tödlich sein“, warnt Bivour. „Der Körper kann das Gift nicht von alleine abbauen.“ Ein Pilz reiche aus, nach sechs bis 24 Stunden zeige sich dann schwerer Brechdurchfall. „Man sollte sofort zum Arzt, ohne Behandlung endet das tödlich.“

Auch Pilzberater Lutz Helbig aus dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz kennt die Gefahr. „Es gibt jedes Jahr Fälle, dass Sammler giftige Pilze essen. Deswegen rate ich: Wenn der leiseste Zweifel besteht, lieber den Pilz stehen lassen.“
Pilz-Apps für Anfänger gefährlich
Alternativ können Sammler den Pilz auch samt Wurzeln und Knolle in Zeitungspapier wickeln und zu einer Pilzberatung bringen. „Ein reines Foto bringt da nicht viel. Das riecht nicht, das schmeckt nicht, das zeigt keine Konsistenz – alles wichtige Kriterien bei der Pilzbestimmung“, erläutert der Experte.
Um sicherzugehen, sollten Anfänger laut Helbig erst mal Röhrlinge sammeln, also „Pilzarten mit Hut und Stiel und Röhren beziehungsweise Schwamm an der Hutunterseite“. Hiervon gebe es keine tödlich giftigen Arten. „Es ist auch gut, ein Pilzbuch dabei zu haben. Finger weg von den Apps zur Pilzbestimmung, die sind mitunter ungenau und können dann in eine fatale Irre führen“, rät Helbig.

„Wer Pilze sammeln will, sollte ein luftiges Körbchen mitnehmen, keine Plastikbox oder -tüte – sonst zersetzen sich die Pilze darin schnell“, sagt der Berater. Laut dem Waldgesetz Brandenburgs darf jede Person pro Tag etwa ein Kilo Pilze sammeln.
Pilze haben „Bock auf Sex“
Und Pilze haben sogar Sex, wie Dana Lafuente von der Pilzschule Brandenburg in Wandlitz sagt. Der eigentliche Pilz, das Myzel, sei immer da, erklärt die Expertin. „Die Fruchtkörper sind seine Sexualorgane. Das bedeutet, er bringt diese dann hervor, wenn er Bock auf Sex hat. Und Bock auf Sex hat er, wenn die Bedingungen stimmen.“