Zoff im Supermarkt

Ex-Wirtin (64) rastet aus: Sie greift Schwangere mit Rollator an!

Die 64-Jährige aus Berlin-Neukölln wollte 30 Tüten Gummibärchen kaufen und geriet mit einer anderen Kundin in Streit. Das führte sie jetzt vor Gericht

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Mit Rollator auch im Gerichtssaal: Ex-Wirtin Susanne S. (64) aus Neukölln.
Mit Rollator auch im Gerichtssaal: Ex-Wirtin Susanne S. (64) aus Neukölln.Pressefoto Wagner

Süßes in den Rollator-Korb gepackt, an der Kasse aber gab die Rentnerin Saures: Statt froh ihre 30 Tüten Gummibärchen aufs Band zu legen, kam es zum fiesen Zoff. Nun wurde Susanne S. (64) zu 1500 Euro Strafe verdonnert.

Sie soll eine Kundin in einem Supermarkt in Britz rassistisch beschimpft und die im siebten Monat schwangere Frau dann vor dem Markt mit der fahrbaren Gehhilfe attackiert haben. Der Staatsanwalt: „Mit einem Rollator mehrmals zielgerichtet mit Wucht gegen das rechte Bein und den Bauch.“ Dazu habe sie gepöbelt – ausländerfeindlich.

An der Kasse rastete die Ex-Wirtin (64) aus

Die Ex-Wirtin aus Neukölln steuerte nun mit ihrem Rollator zur Anklagebank, konterte dort: „Nichts davon ist wahr.“ Sie zeigte auf ihre Gehhilfe: „Ist unmöglich, mit dem Ding jemanden zu verletzen!“ Der Rollator sei niedrig, könne gar nicht am Bauch treffen.

Die Richterin: „Was war denn los am 16. Dezember 2022 gegen 12 Uhr im Supermarkt?“ Die Rentnerin: „Ich hatte nur Gummibärchen, die waren im Angebot. Wenn sie um die Hälfte preiswerter sind, muss man zuschlagen, außerdem war es kurz vor Weihnachten. Ich wollte die Tüten vom Rollator-Körbchen aufs Band legen.“

Erst sei sie von der anderen Kundin angerempelt worden, dann habe die Frau den Warentrenner immer wieder weggeschoben. Da sei ihr aus Ärger leider rausgerutscht: „Kleine Fotze, benimm dich mal.“ Mehr aber sei nicht gewesen – „schon gar nicht gegen Ausländer“. Sie denke und sage so etwas nicht. Im Gegenteil: „Ich habe einen Schwiegersohn mit türkischen Wurzeln. Ich schwöre – nicht ein Wort von dem, was in der Anklage steht, gab es.“

Und das Gerangel vor dem Supermarkt? Die Rentnerin: „Sie rannte hinter mir her, hielt den Rolli fest, aber den brauche ich doch, bin wacklig auf den Beinen.“ Sie habe gefordert: „Loslassen!“ Die Frau habe geschimpft, dann geweint. Die Richterin: „Sie war schwanger im siebten Monat.“ Die Rentnerin: „Konnte ich nicht sehen, war Winter, sie trug eine dicke Jacke.“

„Mit dem Rollator stieß sie gegen Bauch und Bein.“

Daria A. (29, stammt aus dem Irak) war mit einer Bekannten (40) und deren Tochter unterwegs. Sie hatte Obst im Wagen. Daria A.: „Sachen für die Schule meiner älteren Tochter. Frau S. schob das, was ich aufs Band legte, zurück.“ Die Frau mit Rollator habe gepöbelt, dann Schimpfwörter und Beleidigungen – unter anderem „Sozialschmarotzer“. Sie habe es nicht hinnehmen wollen: „Sie entschuldigte sich nicht, ich rief die Polizei.“

Die Rentnerin mit Rollator wollte entkommen, die Schwangere versuchte sie festzuhalten. Daria A.: „Mit dem Rollator stieß sie gegen Bauch und Bein.“ Hinterließ blaue Flecken. Dazu schlimme Worte.

Der Staatsanwalt ist sich sicher: „Aus dem Nichts wird eine große Sache.“ Von einem – juristisch – minderschweren Fall der gefährlichen Körperverletzung und der Volksverhetzung gehe er aus. Die Richterin folgte dem Antrag: Geldstrafe von 100 Tagessätzen zu je 15 Euro. ■