Mario Czaja (CDU)

Ex-Senator: Das lief bei Flüchtlingsunterkünften in Berlin falsch

1000 Geflüchtete pro Tag, lange Warteschlangen und soziale Spannungen prägten den Sommer 2015 am Lageso. Ex-Sozialsenator Czaja erkennt zehn Jahre später Fehler.

Author - Berliner KURIER
Teilen
Flüchtlinge warten im Jahr 2015 in Berlin auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge.
Flüchtlinge warten im Jahr 2015 in Berlin auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge.Jörg Carstensen/dpa

Berlins früherer Sozialsenator Mario Czaja (CDU) räumt ein, dass die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen während der Krise vor zehn Jahren falsch war. „Auch mit Blick auf den sozialen Frieden“ sei das „ein Fehler“ gewesen, sagte Czaja dem Tagesspiegel.

„In solchen Krisen braucht man von Beginn an große Unterkünfte“, sagte Czaja, der später Bundestagsabgeordneter wurde und heute Präsident des Deutschen Roten Kreuzes im Landesverband von Berlin ist. „Nur in einem großen Zentrum kann man alles in eine Linie bringen: Erstregistrierung, medizinische Versorgung, Unterkunft, mögliche Fragen zu Asyl, Kita, Schule hintereinander an einem Ort klären.“ Außerdem müssten die Bundesländer stärker zusammenarbeiten.

Konflikte zwischen Volksgruppen

Czaja erinnerte sich an das Jahr, als vor dem damaligen Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) Hunderte Flüchtlinge anstanden und campierten. „Als ich als Sozialsenator 2011 antrat, kamen circa 1000 Flüchtlinge im Jahr. Schon 2014 waren es 1000 Flüchtlinge im Monat, im Krisensommer 2015 dann 1000 Flüchtlinge am Tag.“ Richtig sei es daher gewesen, 2016 das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) zu gründen.

Inzwischen laufe vieles besser, „gerade weil es große Unterkünfte gibt. Das haben wir gemerkt, als im Jahr 2022 die vielen ukrainischen Flüchtlinge kamen“, sagte Mario Czaja. Zugleich betonte er, bei der Flüchtlingsversorgung würden kulturelle Aspekte und die Herkunft bis heute unterschätzt. „Viele Flüchtlinge stören sich weniger an der Größe der temporären Unterkunft, sondern an den ebenfalls Asyl suchenden Nachbarn. Viele dieser Menschen kommen aus Regionen zu uns, in denen es Konflikte mit anderen Volksgruppen gab und gibt.“ (mit dpa)