Prekäres Wohnen

Endgültig Strom weg im Lichtenberger Trailerpark

Keine Heizung, kein Warmwasser, keine Gelegenheit zum Kochen. Über 200 Menschen in Karlshorst sind betroffen.

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In dem Containerdorf gibt es keinen Strom: Ellen (52) wohnt auf zwölf Quadratmetern, zahlt 600 Euro für ihren Wagen und lebt seit anderthalb Jahren hier. 
In dem Containerdorf gibt es keinen Strom: Ellen (52) wohnt auf zwölf Quadratmetern, zahlt 600 Euro für ihren Wagen und lebt seit anderthalb Jahren hier. Volkmar Otto

In einem umstrittenen Trailerpark am Hönower Wiesenweg im Berliner Bezirk Lichtenberg haben zahlreiche Bewohner nun endgültig keinen Strom mehr. Die Energieversorgung sei wegen eines völlig überlasteten und überhitzten Stromkastens abgeschaltet worden, sagte der zuständige Bezirksstadtrat Kevin Hönicke (SPD) am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Sicherheit in Trailerpark nicht gewährleistet

Ein Gutachter habe diesen Schritt aus Sicherheitsgründen dringend empfohlen. Schon vor rund zwei Wochen hatte der Netzbetreiber laut Hönicke etwa drei Vierteln der Bewohner den Strom gekappt, weil diese ihn illegal abgezapft hätten.

In dem Trailerpark eines privaten Eigentümers, der aus Sicht des Bezirkes rechtswidrig betrieben wird, sind nach Angaben Hönickes rund 220 Bewohner offiziell gemeldet. Darunter seien auch gut ein Dutzend Kinder und Jugendliche. Wie viele Menschen sich dort genau aufhalten, sei aber unklar.

Um die Anlage, auf der sich Wohnwagen und Wohncontainer befinden, gibt es seit Jahren Streit zwischen Betreiber und Bezirk, der auch Gerichte beschäftigte. Laut Hönicke liegt seit Juni eine gerichtliche „Nutzungsuntersagung“ vor. Mit dem Betreiber sei vereinbart, den Trailerpark bis zum kommenden Jahr zu räumen. Statt dem Folge zu leisten, laufe jedoch die Vermietung weiter. Hönicke zufolge kosten Unterkünfte, die nur wenige Quadratmeter umfassen, etwa 500 Euro Miete im Monat. Zum Teil zahlen Sozialamt oder Jobcenter die Miete – und unterstützen damit praktisch das unerlaubte Geschäftsmodell.

Im Hönower Wiesenweg 24, im Containerdorf, gibt es nun gar keinen Strom mehr. 
Im Hönower Wiesenweg 24, im Containerdorf, gibt es nun gar keinen Strom mehr. Volkmar Otto

Nach den Worten Hönickes bietet der Bezirk Bewohnern schon seit längerem Ersatzwohnraum etwa in Hotels, Hostels oder Notunterkünften an. Unter anderen ist wegen der Stromabschaltung (KURIER berichtete) auch eine Rentnerin, die nachts auf ein Atemgerät angewiesen ist, aus dem Trailerpark ausgezogen. 

Die Rentnerin sei inzwischen in einem Hotel untergebracht worden, sagt der zuständige Bezirksstadtrat Kevin Hönicke (SPD). „Ich stehe mit der Frau schon seit einem Jahr in Kontakt. Sie wollte schon länger unbedingt da raus.“

Menschenunwürdige Verhältnisse im Trailerpark

Das Angebot des Bezirks, Ersatzwohnraum in Hostels oder Notunterkünften anzunehmen, gilt in der neuen Situation umso mehr, schließlich bedeute kein Strom, dass es keine Kochmöglichkeiten oder kein Warmwasser mehr gebe. Auch die Witterung im Herbst wird kühler. Viele Menschen hätten das Angebot in der Vergangenheit jedoch nicht angenommen, so der Bezirksstadtrat. Eine Schwierigkeit dabei sei auch, dass etliche Bewohner Tiere hätten, darunter Kampfhunde. Er appellierte zugleich an den Betreiber, in dem Trailerpark für menschenwürdige Verhältnisse zu sorgen.

Trotz der prekären Verhältnisse im Trailerpark dort kostet die Miete bis zu 600 Euro pro Monat. Die Bewohner sind zum Teil arbeitslos, drogenabhängig oder psychisch krank. Manche sind von Altersarmut betroffen oder Geringverdiener.

Der Bezirk könnte das Gelände jederzeit räumen lassen, macht davon aber bisher keinen Gebrauch, weil unklar ist, wohin die Menschen stattdessen ziehen sollen.