Der Bau der Einheitswippe vor dem Humboldt Forum macht seit Jahren Schlagzeilen. Keine guten. Über 50 Artikel erschienen seit 2016 im Berliner KURIER. Mit Überschriften wie „Wippe: Wer nimmt wen auf die Schippe?“, „Wippe wackelt immer doller“, „Riesen-Zoff um die neue Einheitswippe“ oder „Einheitswippe: Sie kriegen es nicht geschaukelt“. Der Zoff geht weiter: Die Fertigstellung muss mal wieder um ein Jahr verschoben werden – und jetzt soll sogar ein Wirtschaftsprüfer das Millionen-Debakel unter die Lupe nehmen.
Das seit Jahren umstrittene Denkmal entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft von Humboldt Forum auf dem Sockel am Standort des früheren Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm in Berlins Mitte. Das Konzept der 50 mal 18 Meter großen Konstruktion sieht eine riesige begehbare Schale vor. Bewegen sich ausreichend viele Menschen zu einer Seite, neigt sich die Waage entsprechend.
Einheitswippe wird frühestens 2026 fertig
Über 17 Millionen Euro hat das Denkmal, das viele Berlin und Deutsche laut Umfragen gar nicht wollen, schon aufgefressen. Und zu sehen ist bisher – (bis eine Art Sockel) nichts. Im November 2023 forderte das Stuttgarter Büro des Generalunternehmers Milla & Partner weitere 2,5 Mio. Euro vom Bund. Ohne die Mittel, deren Notwendigkeit auch mit „massiver Baukostensteigerung plus Inflation“ begründet wurde, sei der Bau „grundsätzlich gefährdet“.
Der Hersteller der 150 Tonnen schwere Wippe musste Anfang des Jahres Insolvenz anmelden, im Juli folgte der Generalunternehmer in die Insolvenz. Nun geht gar nichts mehr. „Die Fertigstellung des Freiheits- und Einheitsdenkmals in Berlin wird sich absehbar bis ins Jahr 2026 verzögern“, zitiert die B.Z. jetzt Claudia Roth (Grüne), die als Bundesbeauftragte für Kultur im Kanzleramt für den Bau der Einheitswippe zuständig ist. „Die Fertigstellung des Sockelbauwerkes und der Stahlschale fehlt, die auch aufgrund langwieriger Streitigkeiten zwischen dem Generalübernehmer und dem von ihm beauftragten Stahlbauer verzögert worden ist“, heißt es.

Die Stahlbaufirma Heinrich Rohlfing aus Stemwede (Nordrhein-Westfalen) begründete die Insolvenz mit ausbleibenden Zahlungen durch den Generalunternehmer, die 32 Schalen-Segmente des Denkmals ständen in der Fertigungshalle längst für den Abtransport nach Berlin bereit.
Einheitswippe: Eine unendliche Geschichte
Schwere Vorwürfe gibt es auch von Claudia Roth in Richtung der Generalunternehmer, dem Architekten Johannes Milla und der Tänzerin Sasha Waltz, die „keine hinreichende Auskunft über die Ursachen der Baukostensteigerungen und Zeitverzögerungen“ geben konnten. Roth beauftragte jetzt laut B.Z. einen externen Wirtschaftsprüfer, „um Klarheit über die bisherige Mittelverwendung und die noch zu erwartenden Kosten für eine Fertigstellung des Freiheits- und Einheitsdenkmals zu erlangen“.