Zahlt oder der Laden brennt

Drohungen, Schüsse, Erpressung: Die „Daltons“-Bande vor Gericht

Sie stammen aus der Türkei, gaben sich den Namen der Comic-Gangster und wollten richtig absahnen.

Author - Berliner KURIER
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Die Einschusslöcher an einer Fensterscheibe eines Supermarktes sollen auf das Konto der Dalton-Bande gehen.
Die Einschusslöcher an einer Fensterscheibe eines Supermarktes sollen auf das Konto der Dalton-Bande gehen.Pressefoto Wagner

Die „Daltons“ halten die Justiz auf Trab: Sie benannten sich nach den berüchtigten Banditen im „Lucky Luke“-Comic, drohten und ballerten. Es soll um Schutzgeld-Erpressung gegangen sein. Prozess Nummer drei innerhalb von zwei Wochen. Angeklagt drei Männer, die zu den selbsternannten „Daltons“ gehören sollen: Ahmet D. (34), Murat G. (36) und Mehmet K. (27). Sie stammen aus der Türkei.

Es geht um Erpressung von türkischen Geschäftsleuten. Erst Anrufe – es meldete sich ein mysteriöser „Ahmet von den Daltons“ bei einem Mitarbeiter der Supermarkt-Kette Eurogida. „Strafzölle“ in Höhe von 250.000 Euro wurden laut Anklage gefordert, später sogar 500.000 Dollar. Unter heftigen Drohungen – die Chefs sollten die Füße stillhalten, man würde keinen Spaß machen und die Läden in die Luft sprengen.

Der Angeklagte Murat G. (36) spricht mit seinen Anwälten.
Der Angeklagte Murat G. (36) spricht mit seinen Anwälten.Pressefoto Wagner

Banditen kopieren Comic um Kult-Cowboy Lucky Luke

In den Comics um Kult-Cowboy Lucky Luke sind die vier Brüder Joe, William, Jack und Averell Dalton tollpatschige Ganoven. Joe, klein und nicht dumm, hat das Sagen. Bei den Berliner Daltons soll D. ein Anführer gewesen sein. Staatsanwalt: „Er hatte innerhalb der Tätergruppe eine führende Rolle inne und gab Anweisungen.“

3. März: Ein Auto hielt in der Nähe einer Eurogida-Filiale in Spandau. Ein junger Bursche mit Knarre stieg aus – Alican C. (20). Später gestand er vor einem Jugendgericht: „Ich wurde abgesetzt, die Filiale war bereits geschlossen. Ich sollte auf Scheiben schießen. Mir waren 1000 Euro versprochen worden.“ Sechs Projektile durchschlugen Scheiben. Eine halbe Stunde später stieg C. an der Bundesallee in Wilmersdorf aus, drückte ab. C.: „Sie sagten, dass ich schießen soll, den Grund erfuhr ich nicht.“

Böse Anrufe bei leitenden Mitarbeitern

Böse Anrufe bei leitenden Mitarbeitern: „Bei Nichtzahlung werden die Läden brennen.“ Es seien „Schutzzölle“ – wenn gezahlt werde, stehe die Supermarkt-Kette „wie Bruder und Schwester unter dem Schutz der Gruppe“. C. will von Anrufen nichts gewusst haben. Er habe sich von D. zu der Tat überreden lassen: „Er hatte in der Gruppe das Sagen“. Über D. habe aber ein Mann gestanden – Spitzname „Schmetterling“.

Gegen C. ergingen zwei Jahre und neun Monate Haft. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig – die Staatsanwaltschaft verlangte dreieinhalb Jahre, der Verteidiger Bewährung. Ahmet D., seit April in Haft, ist nun Dauergast im Gericht: Er muss sich auch in einem Prozess um Schüsse in die Beine eines Berliner Geschäftsmannes (36) verantworten – D. soll eine „Bestrafung“ des Attackierten angeordnet haben. Die Berliner Daltons in der Schlinge? Fortsetzung: 26. September. (KE)