Man sieht sie überall: zwischen Spätis, an den Ecken rund um S-Bahnhöfe, unter Brücken oder in Hauseingängen. In Berlin-Neukölln fordern Drogen jedes Jahr dutzende Leben, wegen Kokain, Substitutionsmitteln und vor allem gefährlichem Mischkonsum.
Seit 2020 liegt die Zahl der Drogentoten in Neukölln konstant zwischen 20 und 30 Fällen pro Jahr. Damit bleibt die Entwicklung im Bezirk zwar relativ stabil – im Gegensatz zur Berliner Gesamtstatistik, die einen Anstieg von 215 Todesfällen im Jahr 2020 auf 271 im Jahr 2024 verzeichnet. Aber: Neukölln gehört zu den traurigen Spitzenreitern. Hier sterben viele Menschen an einer Mischung aus Kokain, Beruhigungsmitteln oder MDMA, viel öfter als im Rest von Berlin.
In etwa der Hälfte der Todesfälle wird Kokain im Blut gefunden. Heroin, Speed oder Crystal sind in diesem Bezirk dagegen seltener. Auffällig ist auch, dass immer mehr ältere Menschen in Neukölln an Drogen sterben, während es bei den Jüngeren weniger werden.
Drogentote in Neukölln, zwischen Spätis und Treppenaufgängen
Besonders besorgniserregend ist der Anstieg von sogenanntem Mischkonsum. Immer mehr Leute mixen verschiedene Drogen, entweder gleichzeitig oder kurz hintereinander, und machen sie so noch gefährlicher. 2017 war das bei zwei Dritteln der Drogentoten in Neukölln so, 2023 schon bei fast allen.
Das gefährliche daran: Die Substanzen können sich unvorhersehbar gegenseitig verstärken oder blockieren. Vor allem wenn man aufputschende und beruhigende Drogen mischt, kommt der Körper schnell an seine Grenzen. Herz, Kreislauf und Atmung werden stark belastet. Das kann zu einer Überdosis, Kreislaufkollaps oder Atemstillstand führen.

Das Bezirksamt setzt auf Schadensbegrenzung. Es werden Unterstütungsgespräche angeboten, sichere Räume zum Konsumieren und Test, mit denen man prüfen kann, was in der Droge drin ist. Diese Tests sollen in Zukunft auch für schwer Abhängige zugänglich sein.
Um mehr Hilfsangebote zu realisieren, fordert Neukölln mehr Geld vom Senat. Vor allem für das Einrichten eines weiteren Drogenkonsumraums. Solche Angebote sollen Risiken wie Überdosierungen oder Infektionen verringern.