Fast 200 Fälle mehr!

Clankriminalität in Berlin deutlich gestiegen

Berlin gilt als Hotspot krimineller Clan-Mitglieder. Zu Recht: Die Clankriminalität hat sogar noch deutlich zugenommen.

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Polizisten, die eine Ramme bei sich tragen, sind in Buckow im Bezirk Neukölln vor einer Villa aus dem Clan-Milieu im Einsatz.
Polizisten, die eine Ramme bei sich tragen, sind in Buckow im Bezirk Neukölln vor einer Villa aus dem Clan-Milieu im Einsatz.Jens Kalaene/dpa

Die erfassten Fälle sogenannter Clankriminalität in Berlin haben deutlich zugenommen. Im vergangenen Jahr zählten Ermittler in dem Zusammenhang 1.063 Straftaten - fast 200 Fälle mehr als im Jahr zuvor! Das geht aus dem neuen Lagebild Clankriminalität der Innenverwaltung hervor.

Bei den Taten handelte es sich oft um Verkehrsstraftaten, Körperverletzung, Diebstahl, Drogendelikte, Bedrohung auch mit Waffen sowie Beleidigung, Raub und Geldwäsche. Sogar fünf Tötungsdelikte sind darunter, 2022 waren es drei.

Wie es weiter hieß, wurden zu den Straftaten 298 Verdächtige ermittelt (2022: 303). Dem Milieu der Clankriminalität in Berlin werden laut Innenverwaltung Stand Ende Dezember insgesamt 633 Menschen zugerechnet (2022: 582). Darunter sind nur 37 Frauen.

Knapp die Hälfte der ermittelten Tatverdächtigen (45,2 Prozent) sind deutsche Staatsbürger. 23,2 Prozent - also fast ein Viertel - werden in der Statistik als libanesisch oder deutsch-libanesisch geführt. Bei gut 17 Prozent ist die Staatsbürgerschaft unklar. Ferner ordnen die Ermittler unter anderem noch türkische oder deutsch-türkische Staatsangehörige (6,2 Prozent), Syrer (2,5 Prozent) und Schweden (1,3 Prozent) der Clankriminalität in Berlin zu.

Clankriminalität hat nur 0,2 Prozent Anteil an der gesamten Kriminalität in Berlin

Der Clankriminalität werden Straftaten zugeordnet, die Angehörige von - oft arabischstämmigen - Großfamilien begehen. Berlin gilt bundesweit als ein Hotspot der Clankriminalität, die vielfach ein Teil der organisierten Kriminalität (OK) ist. Zur Einordnung: Alle Straftaten von Clanmitgliedern hatten 2023 nur einen Anteil von etwa 0,2 Prozent an der gesamten Kriminalität in Berlin, bei der Zahl der Tatverdächtigen sind es 0,5 Prozent. Dennoch gehen die Behörden spätestens seit 2018 verstärkt und koordiniert gegen diese Gruppen vor.

Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund nur aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert. ■