Der Berliner Senat will sich mehr in die Bildung von Kleinkindern einmischen! Durch das sogenannte Kita-Chancenjahr sollen die Deutschkenntnisse von Kids mit Sprachdefiziten bis zum Schulbeginn verbessert werden.
3670 Kinder waren vor der Einschulung nicht in der Kita
Der Berliner Senat möchte mehr Kinder früher in den Kindergarten bekommen. Wieso? Damit sie die Möglichkeit haben, hier noch spielerisch Deutsch zu lernen, bevor sie in die Schule kommen. Nicht alle lernen die Sprache zu Hause. Deshalb stellt die Bildungsverwaltung jetzt Maßnahmen vor, mit denen das erreicht werden soll: Das „Kita-Chancenjahr“ sei ein zentraler Bestandteil des aktuellen Koalitionsvertrags und ein Schlüsselthema im Bildungsbereich dieser Amtsperiode.
Was bedeutet das konkret? Bald müssen Kinder, die noch nicht so gut Deutsch sprechen und bis dato nicht in einer Kita betreut wurden, ein verpflichtendes „Kita-Chancenjahr“ absolvieren. Sie müssen also mindestens ein Jahr vor der Schule eine Kita oder vergleichbare Sprachförderangebote freier Anbieter besuchen – und zwar für jeweils 35 Stunden pro Woche. Halten die Eltern sich nicht daran, droht ein Bußgeld.
Und wie sieht die Umsetzung aus? Demnach sollen ab dem Kita-Jahr 2025/26 alle Kinder im Alter von drei Jahren automatisch einen Kita-„Willkommensgutschein“ zugesandt bekommen. Für Kids, die daraufhin nicht in einen Kindergarten gehen und später bei der sogenannten Sprachstandsfeststellung Defizite aufweisen, greift dann das „Kita-Chancenjahr“.
Schaut man sich die Zahlen an, wird klar, warum dieser Schritt dringend nötig ist: Nach Angaben der Bildungsverwaltung haben von den in 2023 eingeschulten Kindern rund 3670 keine Kita besucht! Von ihnen haben rund 1590 Kinder anderthalb Jahre vorher einen Sprachtest absolviert, bei der deutlichen Mehrheit der getesteten Kinder (rund 1230 Kinder) sei ein Sprachförderbedarf festgestellt worden.

Bildungssenatorin will gleiche Chancen für alle Kinder
Katharina Günther-Wünsch (CDU), die Senatorin für Bildung, Jugend und Familie in Berlin, brennt für die Idee: „Wir wollen, dass die schulgesetzlich verpflichtende Förderung für Kinder mit Sprachförderbedarf endlich zielgerichtet und konsequent umgesetzt wird. Und wir wollen, dass alle Kinder mit Sprachförderbedarf vor der Einschulung möglichst in den Regelangeboten gezielt gefördert werden, mit viel Unterstützung und Beratung, notfalls aber auch mit der Verpflichtung zur 18-monatigen Sprachförderung in einer unserer 2900 Kitas! Denn: Frühkindliche Bildung heißt: Chancen von Anfang an“, beteuert Günther Wünsch in einer Pressekonferenz.
Der Verband Kitaträger VKMK in Berlin hält das „Kita-Chancenjahr“ für eine großartige Idee: „Es ist ein wichtiger Schritt, frühzeitig Sprachdefizite bei Kindern zu erkennen, zu adressieren und jene hier gezielt zu stützen und zu fördern, um ihre schulische Vorbereitung zu verbessern“, schwärmt Geschäftsführer Lars Békési gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. ■