Sie ist ein echtes Kult-Getränk, dabei kennen die meisten in Berlin sie gar nicht richtig: die Berliner Weiße. „Viele fragen: Ist das nicht mit Sirup?“, berichtet Ulrike Genz, Besitzerin der Berliner Brauerei Schneeeule. Und da liege genau das Problem: „Die Leute kennen nur die Weiße von Berliner Kindl“, sagt die Brauerin.
Dabei werde die klassische Berliner Weiße gar nicht mit Sirup getrunken. „Das verdeckt nämlich total den Geschmack“, sagt Genz. Der sei eigentlich ganz anders, erfrischend sauer. Und getrunken werde die Berliner Weiße ohnehin mit Kümmel- oder Pomeranzenschnaps. „Man muss sich ein wenig ran trinken“, berichtet die 50-Jährige, die sich mit ihrer kleinen Brauerei in Tegel den Erhalt dieses Ur-Berliner Getränks auf die Fahnen geschrieben hat.
Berliner Weiße hat in Berlin einen schweren Stand
So kommt sie immer wieder ins Schwärmen wenn sie über die Berliner Weiße spricht und klagt gleichzeitig ihr Leid. Denn ausgerechnet in seiner Heimatstadt hat das saure Bier einen schweren Stand. „In anderen Ländern ist man viel offener für andere Biersorten“, sagt Genz, die aus Sachsen-Anhalt stammt. Sie habe ihre Berliner Weiße schon auf Biermessen und Verkostungen in Belgien, Großbritannien oder der Ukraine ausgeschenkt. „In Kürze fliege ich dafür nach Südafrika und nach Neuseeland“, erzählt sie. Ganze Paletten schicke sie unter anderem auch nach China.

Doch in Deutschland und auch in Berlin bevorzuge man weiter Standardbiere – auch weil es hierzulande viele gute Brauereien gebe. „Viele kennen als Geschmack von Bier nur den von Pilsner Bieren“, so Genz. Und auch etwas anderes gereicht der Berliner Weiße eher zum Nachteil. „Sie hat weniger Alkohol als andere Biere“, sagte die Brauerin. Viele Menschen würden aber Bier vor allem wegen des Alkohols und weniger zum Genuss trinken. Deshalb erhalte sie bisher den besten Zuspruch vor allem von Bierliebhabern, die den Geschmack zu schätzen wüssten.
Berliner Weiße ist ein Stück Berliner Kulturgeschichte
Doch Genz ist angetreten, der Weiße wieder den Stellenwert zu besorgen, der ihr gebührt. „Die Berliner Weiße muss raus aus der Kinderecke“, sagt sie. „Früher haben manche Berliner die Flaschen für Jahrzehnte eingelagert – zum Beispiel zur Geburt eines Kindes. Dann wurde die Flasche zum 20. Geburtstag oder anderen besonderen Anlässen angetan.“
Da will Genz wieder hin. „Die Berliner Weiße muss wieder zur Berliner Kultur gehören. Jeder, der hier lebt, sollte einmal eine echte Berliner Weiße getrunken haben“, fordert sie. Das Bier sei ein Stück Kulturgeschichte der Stadt. Neben Genz brauen auch andere Berliner Brauereien wie Berliner Berg, BRLO oder die Handwerksbrauerei Lemke das Bier.

Kampf gegen Vorurteile
Auch sei die Weiße gar kein schlechtes Bier – ganz im Gegenteil. „Es ist eines der gesündesten Biere“, so Genz. So enthalte sie Vitamine und durch die Hefe und die Milchsäurebakterien sei sie auch gut für die Verdauung. Ihrer Erfahrung nach lassen sich damit sogar Menschen für Bier begeistern, die es eigentlich gar kein Bier trinken. „Leute, die sagen, dass sie kein Bier mögen, mögen meist einfach nur kein Industriebier“, meint Ulrike Genz.
Und so komme es auch darauf an, Menschen die Berliner Weiße zu erklären und auch offensiv zu empfehlen. Sie eignet sich durch ihren sauren Geschmack besonders zu Fisch und Meeresfrüchten und leichten Speisen. Bereits jetzt setze das Gourmetrestaurant Nobelhart & Schmutzig auf die Weiße. „Das Bier überrascht viele“, sagt Ulrike Genz.