Brandenburg

Zahl der rechten Gewalttaten steigt massiv an

Der Hilfsverein „Opferperspektive“ zählt 242 rechts motivierte Angriffe in Brandenburg – 2022 waren es nur 138.

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Demonstranten protestieren mit einem ein Transparent mit der Aufschrift „Kein Platz für Rassismus“ in Schwerin.
Demonstranten protestieren mit einem ein Transparent mit der Aufschrift „Kein Platz für Rassismus“ in Schwerin.Markus Scholz/dpa/Symbolbild

Die Zahl rechter Gewalttaten in Brandenburg ist nach Einschätzung der Beratungsstelle Opferperspektive in alarmierender Weise gestiegen - und das Verhalten der Täter wird immer brutaler. Der Verein zählte im vergangenen Jahr 242 rechts motivierte Angriffe - nach 138 im Jahr 2022, wie er am Montag in Potsdam mitteilte. Das ist ein Anstieg um 75 Prozent. Das Hauptmotiv war bei sechs von zehn Gewalttaten Rassismus, wie „Opferperspektive“ berichtet.

Der Anstieg rassistischer Angriffe um mehr als die Hälfte im Vergleich zu 2022 sei vor allem „auf das zunehmend rassistische Klima auch in Brandenburg zurückzuführen“, so Geschäftsführerin Judith Porath. Die AfD habe dieses Klima angefeuert, andere Parteien hätten es mit „flüchtlingsfeindlichen Maßnahmen und Äußerungen gestärkt“. Der Verein erfasste zudem eine sprunghafte Zunahme bei Körperverletzung. Die Zahl gefährlicher Körperverletzungen sei von 39 auf 60 im vergangenen Jahr gestiegen. Das ist die höchste Zahl seit 2018. Mindestens 390 Menschen waren insgesamt von Angriffen betroffen – und zunehmend seien Kinder und Jugendliche die Opfer.

Die Beratungsstelle erfasst seit dieser Bilanz mehr Bedrohungen und Nötigungen - nicht nur, wenn sich Betroffene an ihn wenden, sondern auch bei der bloßen Erfassung durch die Polizei. Auch bei der bisherigen Zählweise wäre laut dem Verein aber mit 178 ein deutlicher Anstieg bei der Zahl der Gewalttaten erreicht worden.

Besonders stark war der Anstieg in Dahme-Spreewald, Oberhavel und in der Uckermark

Die Zunahme zeigt sich nach Ansicht der Opferperspektive fast flächendeckend. Besonders stark sei der Anstieg rechts motivierter Gewalttaten in den Landkreisen Dahme-Spreewald (von 7 auf 24), Oberhavel (von 7 auf 25), in der Uckermark (von 8 auf 21) sowie in der Stadt Frankfurt (Oder) (von 6 auf 16) gewesen.

Die Opferperspektive verzeichnet auch einen Anstieg rechter Gewalttaten an Brandenburger Schulen. Im vergangenen Jahr registrierte der Verein 15 Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche in Bildungseinrichtungen, während im Jahr 2022 lediglich ein Vorfall gemeldet wurde.

Gewalt finden meistens zwischen Schülern statt, wobei der Täter oft älter als das Opfer ist

Vor etwa einer Woche war bekannt geworden, dass ein Lehrer in Cottbus zwei Schüler mit Migrationshintergrund attackiert haben soll. Einer der beiden wurde dabei so schwer verletzt, dass er stationär in einer Klinik behandelt werden musste. Die beiden Fälle aus Cottbus seien „nicht die einzigen Fälle“, in denen Lehr- oder Betreuungspersonal die Täter gewesen seien, sagte Berater Joschka Fröschner. Die meisten Vorfälle ereigneten sich zwischen Schülern, wobei der Täter häufig älter sei als das Opfer. Er sieht Schulen damit überfordert, Betroffene rechter Gewalt zu schützen und angemessen zu reagieren.

Die Zahlen der Opferperspektive unterscheiden sich von denen der Polizei. So fließen beim Verein auch Angriffe ein, die nicht polizeilich angezeigt werden. Der Verein berät nach eigenen Angaben Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.■