Die sehenswerte ARD-Doku „Wir waren in der AfD“ zeigt anhand von Aussteigern, wie sich die Alternative für Deutschland seit ihrer Gründung immer weiter nach rechts bewegt und radikalisiert hat. Und sie liefert nebenbei eine Antwort auf die Frage, was man tun kann, wenn Freunde oder Verwandte mit der AfD sympathisieren oder sich in der Partei engagieren.
Marco Schild, einer junger AfD-Aussteiger, der von 2017 bis 2021 Parteimitglied war, erklärt am Ende der Doku: „Radikalisierung passiert dann, wenn ich das Gefühl habe, dass es keinen Ausweg mehr gibt, wenn keine Hand mehr gereicht wird. Wenn ein junger Mensch das Gefühl hat, er kommt nicht mehr raus und er ist komplett verbrannt. Alles, was außerhalb des Milieus ist, ist unerreichbar. Dann haben sie ihn verloren.“
Er rät: „Distanzieren Sie sich nicht von dem Menschen, im Gegenteil. Treten Sie näher an ihn heran, verbringen Sie gute Zeit mit dem Menschen. Erleben Sie Dinge, die sie verbinden. Bauen Sie eine Beziehung auf. Über die emotionale Ebene geht es am ehesten. Das ist viel stärker, als jedes Argument. Gegen Argumente sind Menschen irgendwann immun, aber nicht gegen Gefühle.“
Ein Aussteiger rät dazu, mit AfD-nahen Menschen in Kontakt zu bleiben
Sich klar zu distanzieren von rechtsradikalen Inhalten ist wichtig. Aber noch wichtiger ist es, mit AfD-nahen Menschen in Kontakt und im Gespräch zu bleiben. Das ist unglaublich viel schwerer, als sich abzugrenzen und den Kontakt abzubrechen.
Die AfD-Aussteiger in der Doku beschreiben die Partei so ähnlich, wie auch Sekten beschrieben werden: Wenn Du nicht dafür bist, bist Du gegen uns! Wir kennen die Wahrheit, die anderen nicht! Wer austritt, wird komplett und dauerhaft aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Dagegen hilft nur eines: dranbleiben, zuhören, da sein. Das ist meiner Meinung nach der richtige Weg.■