Pflege wird Luxusgut!

Pflegeheim-Kosten steigen weiter – wer soll das noch bezahlen?

Pflegebedürftige und ihre Familien in Berlin und Brandenburg stehen vor einer finanziellen Probe – die Kosten für ein Leben im Pflegeheim steigen unaufhörlich!

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In Berliner Heimen müssen Bewohner im ersten Jahr durchschnittlich 2.895 Euro pro Monat zahlen – satte 255 Euro mehr als noch ein Jahr zuvor. In Brandenburg sieht es nur geringfügig besser aus: Hier kostet der Heimplatz im Schnitt 2.563 Euro pro Monat, doch auch das ist ein erheblicher Anstieg.
In Berliner Heimen müssen Bewohner im ersten Jahr durchschnittlich 2.895 Euro pro Monat zahlen – satte 255 Euro mehr als noch ein Jahr zuvor. In Brandenburg sieht es nur geringfügig besser aus: Hier kostet der Heimplatz im Schnitt 2.563 Euro pro Monat, doch auch das ist ein erheblicher Anstieg.Christophe Gateau/dpa

Die Kosten für pflegebedürftige Heimbewohner steigen weiter. Zum 1. Juli waren im ersten Jahr in Berliner Heimen im Schnitt 2.895 Euro fällig und damit 255 Euro mehr als noch ein Jahr zuvor. Das ergab eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen, die der dpa vorliegt. Etwas günstiger ist die Unterbringung in Brandenburgs Heimen.

Dort kostet der Aufenthalt für Bewohner im ersten Jahr im Schnitt 2.563 Euro, aber auch hier stiegen die Kosten. Mitte 2023 mussten Pflegebedürftige 2.345 Euro pro Monat zahlen - 218 Euro weniger. Bundesweit müssen die Bewohnerinnen und Bewohner im Schnitt 2.871 Euro pro Monat aus eigener Tasche zahlen. Das waren 211 Euro mehr als Mitte 2023.

Wer kann sich Pflege noch leisten?

In den Summen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Für Bewohnerinnen und Bewohner im Heim kommen noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen hinzu. In die Auswertung zum 1. Juli einbezogen wurden erstmals auch Ausbildungskosten, die ebenfalls von den Heimen weitergegeben werden. Dieser Posten wurde auch in die Vergleichswerte zum 1. Juli 2023 eingerechnet, wie es zur Erläuterung hieß.

Neben den Kosten für Pflege und Betreuung müssen Heimbewohner zusätzlich für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen aufkommen. Seit neuestem werden sogar die Ausbildungskosten der Pflegekräfte auf die Bewohner umgelegt.
Neben den Kosten für Pflege und Betreuung müssen Heimbewohner zusätzlich für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen aufkommen. Seit neuestem werden sogar die Ausbildungskosten der Pflegekräfte auf die Bewohner umgelegt.Tom Weller/dpa

Pflegeheime in Berlin und Brandenburg: Zusätzliche Kosten treiben Preise weiter in die Höhe

Seit 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse auch Entlastungszuschläge, die mit einer Reform der Ampel-Koalition zum 1. Januar 2024 erhöht wurden. Der Eigenanteil für die reine Pflege wird damit im ersten Jahr im Heim um 15 statt zuvor 5 Prozent gedrückt, im zweiten um 30 statt 25 Prozent, im dritten um 50 statt 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 75 statt 70 Prozent. Hintergrund für den wachsenden Eigenanteil sind vor allem höhere Personalkosten für Pflegekräfte.

Die Chefin des Ersatzkassenverbands, Ulrike Elsner, sagte mit Blick auf die weiter steigende Eigenbeteiligung: „Dass diese so hoch ist, liegt auch daran, dass die Länder ihre Verantwortung ignorieren.“ Allein die durch sie vorgesehene Übernahme der Investitionskosten würde Bewohnerinnen und Bewohner um durchschnittlich 490 Euro im Monat entlasten. Auch sei es Aufgabe des Staates, Ausbildungskosten zu übernehmen. Dies müsse im Rahmen der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigten Pflegereform gelöst werden.

Ausgewertet wurden den Angaben zufolge Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Bundesländern. Zum Ersatzkassenverband gehören etwa die Techniker Krankenkasse, die Barmer und die DAK-Gesundheit.