Brandenburg

Echt jetzt? Naturschutz mit Panzern in der Döberitzer Heide

Eltern kennen sie und Fans der einstigen Kinderzeitschrift Yps erinnern sich an sie – Urzeitkrebse. Die Millionen Jahre alten Triops kommen in Deutschland nur selten vor, zum Beispiel in der Döberitzer Heide vor den Toren Berlins. 

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Ein Zivilpanzer verdichtet in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide Trassen, damit sich dort Pfützen für Urzeitkrebse bilden können. 
Ein Zivilpanzer verdichtet in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide Trassen, damit sich dort Pfützen für Urzeitkrebse bilden können. Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Sie sind als Gimmicks aus den Yps-Kinderheften der 1970er-Jahre und aus Experimentierkästen bekannt: Millionen Jahre alte Urzeitkrebse. Die Tierchen kommen in der Tüte, erst wenn man sie ins Wasser gibt und füttert, vermehren sie sich. Doch in der Natur sind die Lebewesen aus der Zeit der Dinosaurier selten.

In der Döberitzer Heide im Havelland südwestlich von Berlin kommen sie vor – in Tümpeln und Pfützen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Der Einsatz eines zivilen Panzers soll jetzt helfen, zwei stark gefährdete Urzeitkrebsarten dort zu schützen.

In der Döberitzer Heide sind Urzeitkrebse der Art <em>Triops cancriformis</em> zu finden.
In der Döberitzer Heide sind Urzeitkrebse der Art Triops cancriformis zu finden.IMAGO/Ardea

Das schwere Fahrzeug rollt auf dem früheren Truppenübungsplatz mehrere Male hintereinander über frühere Trassen, auf denen sich die Biotope für die Tiere entwickeln konnten. Der Boden wird durch die Panzerfahrten wieder so verdichtet, dass sich Wasser in Kuhlen sammeln kann und sich im Frühjahr die für die Urzeitkrebse überlebensnotwendigen Pfützen bilden, wie die Heinz-Sielmann-Stiftung als Eigentümerin des ehemaligen Truppenübungsplatzes schildert.

Brandenburg: Urzeitkrebse auf Wanderungen entdecken

Die Panzer-Fahrrinnen beherbergen laut Stiftung die beiden Urzeitkrebsarten Triops cancriformis und Branchipus schaefferi. Sie seien dort Ende der 80er-Jahre entdeckt worden, sagte der Experte bei der Heinz-Sielmann-Stiftung, Jörg Fürstenow. Ein Triops cancriformis könne eine Größe von mehr als zehn Zentimetern erreichen, die andere Art werde um die vier bis fünf Zentimeter groß. An den Trassen entlang von Wanderwegen hätten auch Spaziergänger in der Döberitzer Heide gute Chancen, im Sommer solche Urzeitkrebse zu sehen, sagte Fürstenow.

Die Döberitzer Heide ist Lebensraum für viele Tierarten, die es anderswo nicht gibt: Rotbauchunke, Wiedehopf, Wildpferde und Wisente sind hier zu Hause.
Die Döberitzer Heide ist Lebensraum für viele Tierarten, die es anderswo nicht gibt: Rotbauchunke, Wiedehopf, Wildpferde und Wisente sind hier zu Hause.Benjamin Pritzkuleit

Der ehemalige Truppenübungsplatz in der Döberitzer Heide hat eine lange militärische Geschichte. Nach der Wende wurde das große Gelände ein Naturschutzgebiet. „Brände, Explosionen und Kettenfahrzeuge hinterließen große Offenlandschaften, die ökologisch sehr wertvoll sind“, so die Heinz-Sielmann-Stiftung, die das Areal 2004 erwarb. Dort leben – neben den Urzeitkrebsen – viele geschützte Tierarten, unter anderem Seeadler, Rotbauchunken, Wildbienen und Wiedehopfe. Auch Wisente, Przewalski-Pferde und Rothirsche sind dort wieder angesiedelt worden. ■