Im Ringen um eine Zukunft für eines der kreativsten Berliner Künstler-Areale, die Lichtenberger B.L.O.-Ateliers, zeichnet sich eine temporär begrenzte Perspektive ab. Für die Dauer von zwei Jahren könnten die Künstler auf dem Gelände der Bahn bleiben, wenn es gelingt, die elektrotechnisch marode Infrastruktur in einigen Gebäuden zu ertüchtigen. Investitionen dafür müssten sich allerdings auch im Hinblick auf die begrenzte Dauer der Interimslösung rechnen, betonte Alexander Kaczmarek, DB-Konzernbevollmächtigter für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, in einem Hintergrundgespräch. Man sei dazu derzeit mit den Künstlern in einem konstruktiven Gespräch.
Marode Elektrik sorgt für Schließungen
Die marode Elektrik in einigen Gebäuden auf dem knapp 8000 Quadratmeter großen Gelände im Kaskelkiez hatte zu einem Betretungsverbot für die Künstler vonseiten der Bahn geführt. Sieben Häuser sind betroffen. Ein Teil der 90 Kunstschaffenden und Handwerker kann seit Ende April seiner Arbeit nicht mehr nachgehen.
Sicherheit auf dem Ateliergelände nicht gewährleistet
„Keiner möchte erleben, dass auf dem Gelände jemand zu Schaden kommt“, betonte Alexander Kaczmarek. Daher sei vonseiten der Bahn konsequent und verantwortungsbewusst gehandelt worden. Der DB-Manager zitierte aus einem Gutachten, demnach gibt es auf dem Gelände unter anderem Brandspuren an Elektroleitungen, frei stehende Adern und zwischen Leitungen geklemmte Lüsterklemmen. Prüfer der DB hätten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.
Ein unabhängiges Gutachten habe schließlich keine andere Wahl gelassen, als die Nutzung zu untersagen. Nun versuche man in Gesprächen herauszuarbeiten, wie eine weitere Nutzung gestaltet werden kann. Unter der Prämisse Safety First allerdings, so Kaczmarek.
Nach 20 Jahren der Zwischennutzung sei der Zustand der Gebäude allerdings nicht gut. Die Miete, die die Künstler zahlen, sei seit jeher eher symbolischer Natur, so Kaczmarek. Bisher habe die Bahn eine Million in den Unterhalt investiert.

Das Gelände in Innenstadtlage allerdings sei in einer gewandelten Ausgangslage inzwischen Gold wert. Die Bahn plant mittelfristig eine Abstellanlage für Züge und einen Wartungsstützpunkt auf dem Gelände der B.L.O.-Ateliers. Man versuche, wo möglich, jede Schiene zu reaktivieren, um den Bahnbetrieb auszubauen, erklärte der DB-Bevollmächtigte weiter.
Dauerhafter Standort für Kunst unwahrscheinlich
Eine Umwidmung der Flächen, die eine dauerhafte Nutzung für Kunst möglich machen würde, ist aus DB-Sicht undenkbar. „Rechtlich gesehen ist eine andere Dauernutzung auf Eisenbahnflächen nicht möglich“, sagte Alexander Kaczmarek. Nach 20 Jahren der Zwischennutzung sind die Tage für die Künstlerinnen und Künstler der B.L.O.-Ateliergemeinschaft also gezählt, wenn Ende Juli der reguläre Vertrag ausläuft.

Ob eine zweijährige Verlängerung und damit Galgenfrist zustande kommt, werden die nächsten Wochen und vor allen die Ideen der Elektrotechniker zeigen. Die Politik stellt sich mit Solidaritätsbekundungen auf die Seite der Künstler, mit Angeboten für Ausweichflächen oder mit Geldern für eine Ertüchtigung der Elektrik kann man sie auch an Taten messen.
Die Künstler haben derweil eine Petition für den dauerhaften Erhalt ihrer Ateliers am Standort initiiert. Mehr als 20.000 Unterschriften kamen bisher zusammen. Warum unterschreiben die Menschen? „Weil es wichtig für Berlin ist, dass Orte wie dieser erhalten bleiben. Nur noch wenige dieser Art haben den Ausverkauf der Stadt überhaupt überlebt. Es muss doch für ein staatseigenes Unternehmen möglich sein, diesen Kulturort zu erhalten“, schreibt eine Unterzeichnerin. ■