Fahrer fehlen weiter

Berlins BVG-Dilemma: Auch 2026 überfüllte Busse und lange Wartezeiten

Laut dem Vertrag mit dem Land Berlin müsste die BVG deutlich mehr Busse fahren lassen. Der Fahrermangel verhindert das – trotz des neuen Tarifvertrags

Author - Berliner KURIER
Teilen
Viele Busse, aber zu wenig Fahrer: BVG-Chef Henrik Falk macht den Fahrgästen wenig Hoffnung. Auch im kommenden Jahr wird der Fahrplan nicht wieder hochgezogen.
Viele Busse, aber zu wenig Fahrer: BVG-Chef Henrik Falk macht den Fahrgästen wenig Hoffnung. Auch im kommenden Jahr wird der Fahrplan nicht wieder hochgezogen.Markus Wächter

Überfüllte Busse, viel zu lange Wartezeiten: Fahrgäste, die in Berlin auf einen Bus angewiesen sind, werden mit diesen Problemen auch im nächsten Jahr zu kämpfen haben. Der BVG fehlen immer noch viele Busfahrer – daran hat auch der neue, besser dotierte Tarifvertrag nichts ändern. Zwar gibt es inzwischen mehr Neueinstellungen, aber die Verlängerung der Pausenzeiten hat den Bedarf nach mehrn Fahrer noch einmal erhöht.

„Wir gehen nicht davon aus, dass wir in 2026 den Fahrplan hochfahren werden“, sagt BVG-Chef Henrik Falk. Stabilität gehe derzeit bei der BVG vor Wachstum. „Es macht überhaupt keinen Sinn, Versprechen abzugeben und denen hinterherzurennen, wenn ich nicht meinen Ist-Fahrplan im Griff habe.“

Die BVG fährt seit Monaten nicht so viele Buskilometer, wie sie ursprünglich mit dem Land Berlin vereinbart hat. Grund für die Reduzierung sind vor allem fehlende Fahrer.

In diesem Jahr hat die BVG 460 Fahrer eingestellt

Im laufenden Jahr hat die BVG gut 800 Mitarbeiter neu eingestellt, davon rund 600 im operativen Bereich. Im Fahrdienst wurden rund 460 externe Zugänge gezählt. Ziel für das gesamte Jahr sind 1500 Neueinstellungen im gesamten Unternehmen.

Im Fahrdienst seien die Bewerbungszahlen seit Abschluss des Tarifvertrags vor einem Jahr um 27 Prozent gestiegen. Auch der Krankenstand sei seit Tarifabschluss gesunken, sagt Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe. Doch: Der Tarifabschluss hat aber auch den Bedarf an neuem Personal erhöht, etwa durch längere Pausenzeiten.

Vor sechs Monaten hat die BVG den Kurs „Stabilität vor Wachstum“ ausgerufen. Erste positive Veränderungen seien bereits zu erkennen: So habe sich im Bereich Bus die Zuverlässigkeit – also das Verhältnis erbrachter Fahrten zur Anzahl geplanter Fahrten, von 98,4 Prozent auf 99 Prozent erhöht. Im Bereich Straßenbahn liege die Zuverlässigkeit nun bei 97,3 Prozent, bei den U-Bahnen bei 93,6 Prozent. Ziel sind 99 Prozent Zuverlässigkeit in allen drei Bereichen.

BVG über die Leitstelle: „Sie dürfen nicht jeden Quatsch ansagen.“

Große Hoffnungen setzt Falk in Live-Durchsagen an Bahnhöfen bei Verspätungen, Störungen oder Zugausfällen. Nach einem Pilotprojekt zu Beginn des Jahres läuft inzwischen der Regelbetrieb. „Eine Ansage zu bekommen, hilft denen, die auf den Bahnhöfen stehen, enorm - und das sind Tausende von Leuten jeden Tag“, sagte BVG-Chef Falk.

Die Mitarbeiter der Leitstelle seien für die Durchsagen geschult worden, erklärte Falk. „Sie dürfen nicht jeden Quatsch ansagen. Sie müssen ein Gefühl kriegen, wann ist die Situation so, dass es für einen Großteil der Leute wirklich einen Mehrwert hat“, sagt der BVG-Chef. „Wir sind massiv in die Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Leitstellen gegangen, inklusive auch ein paar Coaches, die sich darauf spezialisiert haben.“

Der BVG fehlen immer noch Busfahrer. Deshalb wurde der Fahrplan ausgedünnt.
Der BVG fehlen immer noch Busfahrer. Deshalb wurde der Fahrplan ausgedünnt.Jens Kalaene/dpa

Auf den Monitoren der BVG etwa auf U-Bahnhöfen wird weiterhin mit Fahrplandaten informiert, nicht mit Echtzeitdaten der fahrenden Züge. Dadurch kann es vorkommen, dass ein Zug auf der Anzeige als einfahrend oder abgefahren angezeigt wird, aber noch gar nicht da war. Die Menschen schauten dann in die verschiedenen Verkehrs-Apps, seien sich aber nicht mehr sicher, welche Angabe noch stimme. In diesen Situationen sollen die Ansagen helfen, erklärt Falk (mit dpa).