Der Schulstart in Berlin und Brandenburg steht vor der Tür, am 2. September geht’s wieder los – und für viele Familien bedeutet das: leere Kasse. Zu den Schultüten für Erstklässler, den Geschenken und das große Familienessen, das bezahlt werden muss, treibt Eltern vor allem eins in den Wahnsinn: die horrenden Preise für Schulmaterialien. Stifte, Hefte, Schere und Sportsachen – was nach Kleinigkeiten klingt, wird zum teuren Spaß. Allein für Arbeitshefte eines Grundschülers müssen Eltern in Brandenburg um die 72 Euro hinblättern. Und das ist erst der Anfang.
Die Liste wird immer länger: Mappen, Stifte, Brotdosen, Trinkflaschen, Sportzeug – und das alles mal zwei, drei oder mehr, je nach Anzahl der Kinder. Die Preise für Schulhefte und Zeichenblöcke schießen durch die Decke, zuletzt um bis zu 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, heißt es bei RBB24. Stifte sind 8 Prozent teurer, Schulbücher 5 Prozent. Für viele Familien ist das ein untragbarer finanzieller Kraftakt. Wer das nicht stemmen kann, dem bleibt nur der Weg zum Bund (hier geht's zum Antrag für die Unterstützung bei Schulmaterialien). Dort gibt es Unterstützung. Doch der Zuschuss von 195 Euro pro Kind, ausgezahlt in zwei Raten, ist oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Während in Berlin zumindest Grundschüler kostenlos mit Schulbüchern und Arbeitsheften versorgt werden, müssen Eltern in Brandenburg für die Bücher kräftig draufzahlen: Bis zu 29 Euro pro Schuljahr und Kind. Und das, obwohl viele Familien sowieso schon jeden Cent umdrehen müssen. Wer wenig verdient, kann sich von den Eigenanteilen befreien lassen, aber Zusatzkosten für Arbeitshefte bleiben auch hier auf den Eltern hängen.
Bund zahlt nur 195 Euro pro Kind
Doch reicht das wirklich? Absolut nicht, meint der Kinderschutzbund Berlin. Die 195 Euro vom Bund decken längst nicht die Kosten, die für Schulmaterialien anfallen. Christian Neumann, Geschäftsführer beim Berliner Landesverband des Kinderschutzbundes auf RBB24: „Ich gebe etwa 150 Euro für einen Schulranzen aus und dann habe ich noch kein Bastel- und Schreibmaterial. Eltern müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen als das Bildungspaket suggeriert", sagt er.

Besonders hart trifft es Familien, die ohnehin knapp bei Kasse sind: In Berlin haben 2023 etwa 103.000 Familien staatliche Unterstützung für Schulmaterial erhalten – das sind ein Viertel aller Schüler. In Brandenburg sieht es kaum besser aus. Die Realität ist: Wer mit günstigem Schulranzen oder Billig-Malkasten in die Schule kommt, wird schnell abgestempelt. Schon die Jüngsten merken, wer sich was leisten kann – Armut prägt den Bildungsweg von Anfang an.
Der Appell an Schulen: Augen auf bei der Materialliste! Nicht jede Familie kann sich den teuren Wunschzettel leisten. Es ist an der Zeit, soziale Unterschiede zu berücksichtigen – denn Bildung sollte für alle gleich sein, nicht nur für die, die es sich leisten können. ■