Berlins Autofahrer sehen rot. Sie sind mit der Infrastruktur auf den Straßen unzufrieden. Das geht aus einer Umfrage des ADAC unter Autofahrern, ÖPNV-Kunden, Fahrradfahrern und Fußgängern in deutschen Großstädten hervor. Während Radfahrer und Fußgänger in der Hauptstadt zufriedener mit der Situation sind, fühlen sich Autofahrer abgehängt.
Autofahrer erteilen der Bundeshauptstadt schlechte Noten. Sie gehören mit einem Indexwert von minus 11 zur unzufriedensten Verkehrsgruppe in Berlin. Und das, obwohl das Auto nach wie vor das wichtigste Verkehrsmittel ist. 86 Prozent der Befragten gaben in der ADAC-Umfrage an, ein Auto zu nutzen.
Autofahrer: Hauptärgernis ist das Verhalten von E-Scooter-Nutzern
Da ist Berlins Baustellen-Marathon, der Ärger, dass Parkplätze Radwegen weichen müssen. Besonders unzufrieden sind Berlins Autofahrer über das chaotische Baustellenmanagement (-41), das schwindende Parkraumangebot (-38) und die stetig steigenden Parkgebühren (-41).
Autofahrer loben das Verhalten der Fußgänger in der Stadt, Hauptärgernis ist dagegen das Verhalten von E-Scooter-Nutzern (-47). Gut schneidet aus Sicht der Autofahrer die Beschilderung an den Straßen (+ 31) und die Verfügbarkeit von Carsharing (+19) ab.
Insgesamt springt Berlin zwar von Platz 13 auf Platz 6 im deutschen Städteranking der Verkehrszufriedenheit. Doch das heißt nicht, dass es in Berlin besser geworden wäre, wie der ADAC erklärt. Der Aufstieg auf einen der vorderen Plätze hänge nur damit zusammen, dass die Zufriedenheit in anderen Städten im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage 2017 abgenommen habe.

Die Fahrradfahrer (Zufriedenheitswert: +6) bewerten die Lage besser als die Autofahrer. Am zufriedensten zeigten sie sich damit, ihre Ziele zuverlässig und oft auf direkten Wegen erreichen zu können. Eines eint Auto- und Radfahrer: Auch für die Radler sind E-Scooter (-31) das mit Abstand größte Ärgernis, gefolgt vom Zustand der Radwege (-12) und dem Verhalten anderer Radfahrer (-10).
Platz 1 im Ranking belegt Dresden vor Leipzig und München
Fußgänger und Öffi-Nutzer (jeweils mit einem Indexwert von plus 24) sind die zufriedensten Verkehrsteilnehmer in Berlin. Im Bereich ÖPNV erzielt Berlin mit Platz 4 im deutschen Städteranking gar sein bestes Vergleichsergebnis. Lediglich bei Pkw-Stellplätzen, die an Bahnhöfen und Stationen den Umstieg auf die Bahn erleichtern, überwog die Unzufriedenheit (-15).
Beim wichtigsten Kriterium für Fahrgäste, der Pünktlichkeit, überwiegt die Zufriedenheit (+17). Auffällig ist jedoch, dass sowohl Pendler als auch Besucher deutlich weniger zufrieden sind (+7), als Berliner (+21), die sich anscheinend mit gelegentlichen Verspätungen arrangiert haben.
„Ob im Auto, auf dem Rad oder zu Fuß – das Verhalten von E-Scooter-Nutzern ist immer das Ärgernis Nummer eins“, sagt Martin Koller vom ADAC Berlin-Brandenburg. „Hier muss nachjustiert werden, beispielsweise mit der Erhöhung des Mindestalters und mit dem verstärkten Ahnden von Fehlverhalten.“
Für die Verbesserung der Situation von Autofahrern fordert Koller, „die weitere Optimierung des Baustellenmanagements, den massiven Ausbau des P+R-Angebots am Stadtrand sowie der Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet und ein intelligentes Parkraummanagement.“
Für die repräsentative Umfrage „Mobil in der Stadt“ wurden im September in 15 deutschen Großstädten Einwohner zu ihrer Mobilitätssituation befragt. Den ersten Platz belegte Dresden, gefolgt von Leipzig und München. ■
Tops & Flops der Verkehrsgruppen
Auto
+ Wegweisung an den Straßen (+31)
+ Verfügbarkeit von Carsharing (+19)
+ Verhalten der Fußgänger (+18)
- Verhalten der E-Scooter-Fahrer (-47)
- Baustellenmanagement (-40)
- Parkgebühren in der Innenstadt (-38)

Fahrrad
+ Zuverlässigkeit der geplanten Zielerreichung (+40)
+ Direktheit der Wege (+35)
+ Zustand der Radwege (+27)
- Verhalten der E-Scooter-Fahrer (-31)
- Zustand der Radwege (-12)
- Verhalten anderer Radfahrer (-10)

ÖPNV
+ Haltestellendichte (+49)
+ Länge der Wege beim Umsteigen (+37)
+ Verständlichkeit des Tarifsystems (+37)
+ Barrierefreiheit (+7)
- Pkw-Stellplätze an Bahnhöfen u. Stationen (-15)

Fußverkehr
+ Direktheit der Wege (+46)
+ Angebot an gesicherten Querungsmöglichkeiten (+40)
+ Breite der Gehwege (+37)
- Verhalten der E-Scooter-Fahrer (-41)
- Verhalten der Radfahrer (-28)
- Sitzmöglichkeiten (-18)
