14-stöckiges Hochhaus

Ausverkauf: RBB verscherbelt sein Fernsehzentrum in Berlin!

Immobilienverkauf, Einsparungen, Nullrunden für die Beschäftigten: So will der Rundfunk Berlin-Brandenburg aus der Krise steuern.

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Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) will sein Berliner Sendehochhaus verkaufen und komplett in das Haus des Rundfunks ziehen.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) will sein Berliner Sendehochhaus verkaufen und komplett in das Haus des Rundfunks ziehen.Jens Kalaene/dpa

Der RBB ist immer noch in der Krise. Auch zwei Jahre nach dem Abgang von Skandal-Intendantin Patricia Schlesinger ist der öffentlich-rechtliche Rundfunksender immer noch in finanziellen Nöten. Immobilienverkauf, Einsparungen, Nullrunden für die Beschäftigten: Der RBB muss seinen Konsolidierungskurs fortsetzen. Akzeptanz beim Publikum und Qualität seien das Ziel, sagt Intendantin Ulrike Demmer in ihrer Bilanz nach einem Jahr im Amt.

Größter Schritt: Der Rundfunk Berlin-Brandenburg will zur Konsolidierung der Finanzen sein Fernsehzentrum in Berlin verkaufen. Die Entscheidung zur Veräußerung des 14-stöckigen Hochhauses neben dem traditionsreichen Haus des Rundfunks in der Masurenallee sei nach intensiven Diskussionen getroffen worden, sagt RBB-Intendantin Ulrike Demmer. 

Das Berliner Fernsehzentrum als größter Sendersitz liegt in Berlin-Charlottenburg im Westen der Hauptstadt in der Nähe der Messe. Auf diesem RBB-Gelände befindet sich auch der ältere Gebäudekomplex „Haus des Rundfunks“. Dorthin ist ein Umzug – also in direkter Nachbarschaft – geplant. Der Sender rechnet damit, dass der Prozess bis 2032 abgeschlossen sein könnte. Welchen Verkaufserlös sich der RBB verspricht, wurde nicht bekannt. Im „Haus des Rundfunks“ wären dann auch Umbauarbeiten notwendig. Am Standort Potsdam hat der RBB weitere Immobilien.

Ab 2025 jährlich zwölf Millionen Euro Mehrkosten

Das Fernsehzentrum am Funkturm wurde von 1965 bis 1970 für den damaligen Sender Freies Berlin (SFB) in West-Berlin gebaut und steht ebenso wie das von 1929 bis 1931 errichtete Haus des Rundfunks unter Denkmalschutz. Demmer sagt, der Unterhalt der RBB-Gebäude verursache hohe Kosten. Ab 2025 würden dafür jährlich rund zwölf Millionen Euro Mehrkosten erwartet. Dies sei nicht finanzierbar. Deshalb sei die Entscheidung zum Verkauf des Fernsehzentrums getroffen worden. Der Sender sei „auf Effizienz und Sparsamkeit fokussiert“, dabei jedoch noch nicht am Ziel.

Nicole Küchler-Stahn, Direktorin für Verwaltung, Produktion und Betrieb und Mitglied des dreiköpfigen RBB-Direktoriums, sagt, zum Verkauf des Berliner Fernsehzentrums sei zunächst eine Richtungsentscheidung und noch keine Umsetzungsentscheidung getroffen worden. Ziel sei, die Planungen bis 2032 umzusetzen. Demmer sagte, fest stehe zunächst auf jeden Fall, dass die Flächen des Senders reduziert werden sollen.

Damit schlägt der RBB einen anderen Weg ein, als er es noch vor Jahren vorhatte. Unter Demmers Vor-Vorgängerin Patricia Schlesinger hatte es den Plan für einen Neubau für die Redaktionen gegeben. Weil die Kosten explodierten, wurden die Pläne eingestampft.

Ulrike Demmer, Intendantin des RBB, verkündet bei einer Pressekonferenz den geplanten Verkauf des RBB-Hochhauses.
Ulrike Demmer, Intendantin des RBB, verkündet bei einer Pressekonferenz den geplanten Verkauf des RBB-Hochhauses.Jens Kalaene/dpa

Küchler-Stahn sagt, sollte der Rundfunkbeitrag für die Jahre 2025 bis 2028 nicht erhöht werden, stünden dem RBB ab 2026 weitere Einsparungen in Höhe von jährlich rund 9,3 Millionen Euro bevor. Im Wirtschaftsplan für 2025 sei die Beitragserhöhung zwar eingeplant, jedoch zugleich vorsorglich gesperrt worden. Demmer sagte, zur weiteren Konsolidierung würden bei den Gehältern der Beschäftigten zudem zwei Nullrunden angestrebt.

Affäre um Vetternwirtschaft und Verschwendung

Die Intendantin betont, alle Anstrengungen würden für das Programm und die Beitragszahler unternommen. Ziel sei, die Akzeptanz des RBB in der Gesellschaft zu steigern, Qualität zu produzieren und sichtbar zu machen, den Sender zu modernisieren und zu einer wirtschaftlich und sparsam arbeitenden Landesrundfunkanstalt zu machen. Die zurückliegenden zwölf Monate seien von Konsolidierungsbemühungen geprägt gewesen. Es sei vieles erledigt worden, sagt Demmer: „Die Richtung stimmt wieder.“ Es seien jedoch noch nicht alle Probleme gelöst.

Der RBB war vor zwei Jahren im Zuge der Affäre um Vorwürfe der Vetternwirtschaft und Verschwendung unter anderem gegen die damalige Intendantin Patricia Schlesinger in eine Krise geraten. Schlesinger legte ihr Amt im August 2022 nieder und wurde zudem vom Sender fristlos gekündigt. Auch weitere Führungspositionen wurden neu besetzt. Demmer sagte, an weiteren Reformen werde gearbeitet. Der Sender wolle nahbarer und vielfältiger werden, auf mehr Begegnungen mit dem eigenen Publikum setzen und jüngere Zielgruppen besser erreichen. ■