Tödliche Verletzungen

Angst vor Kugelbomben: Darum sind sie so gefährlich

Tote, Schwerverletzte, zerstörte Häuser: Die illegalen Sprengkörper sind in Berlin und Brandenburg weiter im Umlauf.

Author - Tobias Esters
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Die kugelförmigen Sprengkörper sind nur für professionelles Großfeuerwerk zugelassen. Illegal gezündet entfalten sie eine enorme Sprengkraft.
Die kugelförmigen Sprengkörper sind nur für professionelles Großfeuerwerk zugelassen. Illegal gezündet entfalten sie eine enorme Sprengkraft.Patrick Pleul/dpa

Illegale Kugelbomben sorgen erneut für Angst in Berlin. Erst am Samstag nahm die Polizei einen 35-jährigen Mann in Borsigwalde fest. In seiner Tasche: sechs Kugelbomben sowie mehrere Hundert Teile Vogelschreck-Pyrotechnik. Der Fund wirft erneut eine brisante Frage auf: Woher kommen diese tödlichen Sprengkörper – und warum richten sie immer wieder verheerende Schäden an?

Siebenjähriger durch Kugelbombe lebensgefährlich verletzt

Erstmals hat sich jetzt die Schwester des damals siebenjährigen Necati geäußert. Der Junge war in der Silvesternacht 2024/25 in Berlin-Tegel von einer illegal gezündeten Kugelbombe lebensgefährlich verletzt worden. Mehr als 40 Operationen, über ein Monat künstliches Koma – nur knapp überlebte er.

Necati stand mit seiner Familie in einer Menschenmenge, als der Sprengkörper direkt vor ihm explodierte. Er verlor so viel Blut, dass er beinahe noch am Einsatzort starb. Nur die schnelle Versorgung und die Nähe zur Charité retteten sein Leben.

Warum Kugelbomben so gefährlich sind, zeigen genau solche Fälle. Die Sprengkörper sind kein normales Feuerwerk. Sie zählen zur Kategorie F4, dem sogenannten Großfeuerwerk, und sind in Deutschland ausschließlich für professionelle Pyrotechniker erlaubt. Die kugelförmigen Sprengkörper können mehrere Kilogramm wiegen und enthalten große Mengen Sprengstoff. Richtig eingesetzt werden sie aus speziellen Abschussrohren mehrere Hundert Meter hoch in den Himmel geschossen, wo sie zeitverzögert explodieren.

In Berlin-Schöneberg richtete beim Jahreswechsel 2024/25 eine mutmaßlich illegal gezündete Kugelbombe schwere Schäden an Wohnhäusern an.
In Berlin-Schöneberg richtete beim Jahreswechsel 2024/25 eine mutmaßlich illegal gezündete Kugelbombe schwere Schäden an Wohnhäusern an.base64/dpa

Viele der in Berlin sichergestellten Kugelbomben stammen dazu aus dem Ausland, häufig aus Polen oder Tschechien. Sie besitzen oft keine deutsche Zulassung. Die Zündschnur brennt daher extrem schnell ab, die Explosion erfolgt nahezu sofort. Wer das nicht weiß, wird von der Detonation überrascht und das oft mit verheerenden Folgen.

Kugelbomben verursachen besonders schwere Verletzungen, oft an mehreren Körperteilen gleichzeitig. Neben schweren Hand- und Amputationsverletzungen treten massive Verbrennungen sowie Verletzungen an Gesicht, Hals und Augen auf.

Fünf schwere Vorfälle durch Kugelbomben

Die Bilanz der Silvesternacht 2024/25 in Berlin und Brandenburg ist verheerend. Die Polizei geht in fünf schweren Fällen von Kugelbomben als Ursache aus. Acht Schwerverletzte in Berlin-Tegel, ein Toter im brandenburgischen Kremmen im Landkreis Oberhavel, ein lebensgefährlich Verletzter in Havelsee-Fohrde sowie massiv beschädigte Wohnhäuser in Berlin-Schöneberg und Neukölln.

Der aktuelle Polizeieinsatz in Borsigwalde macht deutlich. Die Gefahr ist nicht gebannt. Kugelbomben werden weiter verkauft und auch dieses Silvester weiter gezündet – und könnten schon beim nächsten Jahreswechsel erneut großen Schaden anrichten.