Berlin rutscht 2024 tiefer in die Insolvenz-Krise als gedacht. Neue Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform offenbaren ein erschreckendes Bild: 2150 Berliner Firmen mussten in diesem Jahr den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Das bedeutet eine Zunahme von 28,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Auf 10.000 Unternehmen kommen in Berlin 123 Insolvenzen – trauriger Spitzenwert in Deutschland! Im Vorjahr lag diese Quote noch bei 102. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt beträgt lediglich 70 Insolvenzen, und das benachbarte Brandenburg verzeichnet nur 46 Fälle pro 10.000 Unternehmen. Experten warnen laut B.Z.: Die Zahlen könnten 2025 weiter steigen.
Die große Frage ist natürlich: Was läuft schief in der Hauptstadt? Laut der Berliner IHK steckt die Wirtschaft seit der Pandemie in einem Dauerkrisenmodus. Internationale Krisen, hausgemachte Probleme wie die überbordende Bürokratie und die hohen Energiekosten treffen die Unternehmen besonders hart. Viele Betriebe kämpften seit Jahren ums Überleben, heißt es aus der Wirtschaft.
Aber nicht alle machen sich eine Platte. Senatorin Franziska Giffey (SPD) betont, dass die Berliner Wirtschaft 2024 trotz allem um 1,3 Prozent gewachsen ist. Auch bei Neugründungen liegt Berlin vorn: Mit 78 neuen Firmen pro 10.000 Einwohner ist die Hauptstadt deutschlandweit Spitze. Doch reicht das, um die Insolvenzwelle zu bremsen?
Pleite-Hauptstadt Berlin muss sich neuen Herausforderungen stellen
In der Krise zeigt sich Berlins Kampfgeist: Einige Unternehmen schaffen es trotz Insolvenz, wieder Fuß zu fassen. Beispiel: Der Lebensmittelretter Sirplus meldete im Frühjahr Insolvenz an, arbeitet aber inzwischen weiter – wenn auch mit geschrumpftem Team. Nur noch drei Mitarbeiter sind übrig, verglichen mit 30 zuvor. Trotzdem zeigt sich Gründer Raphael Fellmer optimistisch: Sie wachsen langsam, haben aber schon 5000 neue Kunden seit dem Neustart gewonnen.

Ähnlich erging es dem Kleidungsveredler Berlin Textil und dem Online-Möbelhändler Mycs. Beide Firmen fanden laut B.Z. Investoren, die sie retteten.
Einen besonders kreativen Weg beschreitet das Modelabel UVR Berlin (unter anderem in der Gärtnerstraße in Berlin-Friedrichshain). Gründerin Anna Schieber kämpft mit einer Gofundme-Kampagne um ihre Existenz. Ziel: 150.000 Euro, um das nachhaltige Konzept ihres Unternehmens am Leben zu halten. Aufgeben komme nicht infrage, erklärt die Unternehmerin entschlossen. Mit Mut und harten Entscheidungen will sie ihr Label in eine bessere Zukunft führen.
Trotz Einzelkämpfern und Erfolgsgeschichten bleibt die Lage für Unternehmen in Berlin kritisch. Experten warnen vor einem weiteren Anstieg der Insolvenzen im kommenden Jahr. Die Pleite-Hauptstadt muss sich dringend neuen Herausforderungen stellen – bevor noch mehr Betriebe für immer schließen müssen. ■