Ein Berliner Gymnasium hat die Verleihung der Abiturzeugnisse abgesagt, weil Schüler die Veranstaltung offenbar nutzen wollten, um eine propalästinensische Kundgebung abzuhalten. Das berichtet der Tagesspiegel.
Eigentlich sollte die feierliche Verleihung der Abiturzeugnisse des Gymnasiums Tiergarten im Delphi in Charlottenburg stattfinden. Doch daraus wird in diesem Jahr nichts.
Offenbar wollten zahlreiche Schüler bei der Veranstaltung propalästinensische Proteste abhalten und mit Kufiya, dem Palästinensertuch, erscheinen, berichtet der Tagesspiegel. Schulen können nach dem Hamas-Angriff auf Israel im Oktober 2023 das Tragen des Tuchs verbieten.
Die Schulleitung hat demnach einen Informationsbrief an Eltern und Schüler versendet, der dem Tagesspiegel vorliegt. Darin heißt es, die Schulleitung wisse aus „sicherer Quelle“, dass bei der für 5. Juli geplanten Feier „massive konfrontative politische Kundgebungen durch einen großen Teil des diesjährigen Abiturjahrgangs geplant sind“.
Schule befürchtet Ausschreitungen
Man befürchtete Ausschreitungen, die Sicherheit der Veranstaltung könne nicht gewährleistet werden. Weil es sich um eine Schulveranstaltung handle, „werden wir nach Rücksprache mit der Schulaufsicht die Abiturverleihung absagen“, heißt es in dem Schreiben. Das sei sehr bedauerlich. Die Schülerinnen und Schüler könnten sich ihr Zeugnis Anfang Juli in der Schule abholen.
Von der Bildungsverwaltung heißt es zu dem Vorfall gegenüber dem Tagesspiegel: „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit der Schule eine Lösung zu finden und sicherzustellen, dass die Übergabe der Abiturzeugnisse in einem angemessenen Rahmen stattfindet“, sagte ein Sprecher der Verwaltung der Zeitung.
Derweil schlägt die Entscheidung der Schule in den sozialen Medien in propalästinensischen Kreisen Wellen. Unter anderem der propalästinensische Influencer Serhat Sisik, der auf seinem Instagram- und TikTok-Account unter dem Namen Aggressionsprobleme Videos und Bilder veröffentlicht, hat den Brief geteilt. In einem Post erklärte er: „Ein paar Jungs, die ich kenne, machen gerade ihr Abitur und wollten bei der Abiturverleihung ihre Kufiya tragen. Das sind Kinder, die Familienangehörige in Gaza verloren haben.“
Israel-Hamas-Konflikt an Berliner Schulen
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel kam es an Berliner Schulen und Universitäten vermehrt zu Auseinandersetzungen. Unter anderem hatten muslimische Schüler in den Pausen beten wollen, obwohl dies nicht erlaubt ist, schreibt der Tagesspiegel. Vermittlungsversuche mit betroffenen Schülern seien „teilweise so respektlos“ verlaufen, „dass wir von weiteren Gesprächen abgesehen haben“, so die Kapitulationserklärung einer Schule.
Auch an Berlins Hochschulen wird der Konflikt zwischen Israel und der Hamas debattiert und teils mit umstrittenen Besetzer-Aktionen ausgefochten. Zuletzt hatte eine Gruppe teilweise vermummter Jugendlicher, die Sympathien für die Hamas bekundete, das Foyer im Humboldt-Forum besetzt. ■