Eigentlich kann sich Martin Woelffer nicht beklagen. Seit 20 Jahren leitet er die Komödie am Kurfürstendamm, die derzeit am Potsdamer Platz residiert. Gerade läuft dort mit Erfolg das Stück „Cluedo“. Und an Erfolgskomödien mangelt es am Theater nun wirklich nicht, denkt man an „Ziemlich beste Freunde“, „Die Tanzstunde“, „Willkommen bei den Hartmanns“ oder „Das perfekte Geheimnis“. Doch der Chef will mehr. Und darum fahndet Woelffer jetzt nach neuen Stücken. Sogar eine Belohnung wurde ausgesetzt – insgesamt 9000 Euro!
„Wir sind ständig auf der Suche nach starken Komödienstoffen, die emotional berühren, die die Zuschauer zum Lachen bringen, aber auch dazu anregen, nachzudenken und zu diskutieren“, sagt Woelffer. „Leider gibt es davon in Deutschland zu wenig.“

Dabei gibt es doch hierzulande bestimmt mehr als genug gute Stückeschreiber. Man muss sie nur finden. „Deswegen hatte mein Kollege Daniel Krauss bereits im Jahr 2019 die Idee, ein Stipendium für eine Komödie auszuschreiben“, sagt Woelffer.
Daniel Krauss ist ebenfalls Mitglied der Künstlerischen Leitung. Er akquirierte in einem ersten Schritt Geld für ein Stipendium von der Heinz und Heide Dürr Stiftung und entwarf die Bewerbungskriterien.
Danach können sich Autoren bei der Kudamm-Bühne bewerben, die bereits mindestens ein Stück an einem professionellen Theater herausgebracht haben. Auch Drehbuch-Schreiber oder Studenten sind aufgerufen, sich zu bewerben, die seit mindestens zwei Jahren szenisches oder kreatives Schreiben studieren. Kudamm-Bühnen-Chef Woelffer ist sich sicher, dass darunter bestimmt kreative Schreiber gibt.
Theater am Kurfürstendamm: Hier können Autoren ihre Ideen einreichen
Wer Interesse hat, sollte sich mit seiner Idee für eine neue Komödie bewerben. Dazu reicht ein Konzept sowie eine Dialogszene, beides bestehend aus maximal vier Seiten, die im ersten Schritt eingereicht werden sollten. Die Einsendungen werden von einer Fach-Jury ausgewertet. Wer das Stipendium gewinnt, wird von der Heinz und Heide Dürr Stiftung mit 6.000 Euro, der zweite Platz mit 2.000 Euro, der dritte mit 1.000 Euro gefördert.
Nachdem die Jury entschieden hat, sollen die Gewinner in den darauffolgenden fünf Monaten eine erste Fassung des Stückes erstellen. Ziel ist es, das Stück in den Spielplan der Komödie am Kurfürstendamm sowie der Komödie Winterhuder Fährhaus aufzunehmen und auf Tourneen aufzuführen.
Bis zum 30. Juli 2024 können die Autoren ihr Exposé per Mail an post@komoedie-berlin-freunde.de und per Post einsenden. Die Adresse: Freunde und Förderer der Komödie am Kurfürstendamm Berlin e. V., Ausschreibung 2024, Marlene-Dietrich-Platz 1, 10785 Berlin.
Mit so einem Fahndungsaufruf hatte die Komödie am Kurfürstendamm schon in den vergangenen Jahren Erfolg. 2022 gab es den ersten Wettbewerb, den Richard Kropf mit seiner Komödie „Frost“ gewann.
Zwei Grimme-Preisträger holten sich schon die ersten Belohnungen
Der Autor ist kein Unbekannter. Kropf wurde vor Kurzem mit dem Grimme-Preis in der Kategorie „Beste Serie National“ für die Netflix-Serie „Kleo“ geehrt und gehörte zu den Autoren der erfolgreichen TV-Serie „4 Blocks“. „Frost“ wird am 19. April an der Komödie Winterhuder Fährhaus (Hamburg) mit „heute-show“-Star Dietrich Hollinderbäumer, Sabine Vitua („Pastewka“) und Judith Richter (spielt gerade in „Cluedo“) uraufgeführt, soll auch in Berlin gezeigt werden.

Im zweiten Wettbewerb konnte sich der Autor und Regisseur Karsten Laske mit „Spiel gewinnt“ durchsetzen, in dem es um Vereinzelung und Beziehungsunfähigkeit geht. Laske lässt darin die Fantasie gegen die schlecht gelaunte Gegenwart antreten. Er beschreibt sein Stück als „smarte Großstadtkomödie auf begrenztem Raum“, denn alles spielt in einer Wohnung.

Die Uraufführung findet im Februar 2025 ebenfalls an der Komödie Winterhuder Fährhaus statt, soll später in Berlin auf die Bühne kommen, der Zeitpunkt steht noch nicht fest. Klar dagegen ist: Auch Laske ist Grimme-Preisträger. Die Auszeichnung bekam er 2005 für mehrere Folgen der Fernsehdokumentationsreihe „Damals in der DDR“. ■