Es gibt zwei Legenden-Erzählungen, wenn es um den Berliner-Kultclub Berghain geht. Die, die an der Tür scheiterten, berichten von langen Schlangen davor und dem voll tätowierten Türsteher Sven Marquardt. Die, die drin waren, schwärmen von ekstatischen Techno-Partys und noch wilderem Treiben im Darkroom. Bilder gab es dazu nie. Denn bis heute gilt im Berghain strenges Fotoverbot. Am Wochenende feiert der legendäre Berliner Szene-Tempel seinen 20. Geburtstag.
Typisch Berghain: Schlagzeilen machten vor allen Dingen die, die nicht hereinkamen. Denn große Namen sind hier längst keine Eintrittskarte in die rauschhafte Nacht. Die Liste der Namen ist lang: Sängerin Britney Spears, Schauspieler Elias M’Barek, Fußballer Loris Karius. Die einen nahmen die Abfuhr gelassen: Etwa der US-Rapper Macklemore, der nach einem Konzert vor 50.000 Fans im Berghain weiterfeiern wollte und am Türsteher scheiterte. Er postete danach auf Instagram ein Foto, dass ihn lachend vor dem Club zeigt und schrieb dazu: „Wenn du abgelehnt wirst, wenn du versuchst, ins Berghain zu kommen … 1/4 in meiner Karriere.“
Keine Party im Berghain: Elon Musk reagierte biestig
Andere reagierten biestig. Wie Elon Musk. Er behauptete anschließend, dass er selbst umgedreht sei, weil ihn der Peace-Schriftzug an der Fassade störte: „Ich hasse das Wort, darum weigerte ich mich reinzugehen.“ Okay … Und der DJ Felix da Housecat warf dem Berghain Rassismus vor, weil ihn der Türsteher abwies.
Harte Türsteher, sexuell ausschweifende Partys, hypnotische DJ-Sets und verschwiegene Betreiber: Kaum ein Club wird von solch einem Mythos umrankt wie der Berliner Technoclub Berghain. Ein dreistöckiger Betonklotz am Wriezener Bahnhof in Friedrichshain, einst das Heizkraftwerk für die Stalinallee, ein neoklassizistischer Kubus, der 1953/54 erbaut wurde. Auferstanden aus Ruinen: Am 18. Dezember 2004 ging hier die Party los.
Und an diesem Wochenende feiert der Szene-Tempel seinen 20. Geburtstag, mit einer Clubnacht, die in der Nacht von Freitag auf Sonnabend startet. Auf dem Line-up stehen rund 70 DJs – darunter allein 30 auf dem Berghain-Main-Floor. Unter der Programmankündigung des Dezember-Flyers hinterlässt der Club einen kleinen Geburtstagsgruß: „Hoch sollst du leben, an der Decke kleben! Runterfallen, Popo knallen – so ist das Leben!“
Lange Warteschlangen dürften wieder sicher sein – selbst, wenn das Berghain im Club-Ranking des Fachmagazins DJ Mag in diesem Jahr nur auf Platz 13 von 100 landete. 2009 war es dort einmal Spitzenreiter.
Türsteher Sven Marquardt feiert mit
Auch der Fotograf und Berghain-Türsteher Sven Marquardt will zum Jubiläumswochenende kommen. „Es ist eine unglaublich lange Zeit, in der unglaublich viel passiert ist und der Laden sich trotzdem treu geblieben ist, mit dem, wofür er steht und was er macht“, sagt Marquardt. Dies sei vielleicht ein Grund, wieso es ihn schon so lange gebe.
Das Berghain, dessen Name sich vom Standort im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ableitet, hat ein strenges Fotoverbot und gilt bei Feierwütigen aus aller Welt als Sehnsuchtsort. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete den Technobunker im Jahr 2022 als „eine Art Vatikan der Partywelt: Man weiß nicht, was hinter den Mauern passiert, interpretiert aber umso mehr hinein“.

Schauspielerin Claire Danes („Homeland“) hingegen entpuppte sich 2015 als großer Fan: „Es ist der beste Ort der Welt“, hatte sie in der US-Talkshow „Ellen“ geschwärmt und von nackten Clubgängern berichtet. Das Rap-Trio K.I.Z benannte sogar einen Song nach der „Berghainschlange“.
Gemessen am vielerorts drohenden Clubsterben – etablierte Läden wie die „Wilde Renate“ oder das „Watergate“ in der Hauptstadt machen dicht – sind die 20 Jahre Berghain ein stattliches Alter. Zumal die in der Schwulenszene liegenden Wurzeln noch länger zurückreichen: So gab es den Vorgängerclub „Ostgut“ und vorher schon die „Snax“-Partyreihe. ■