Der klare KURIER-Kommentar

Mehr Eis am Stiel als Eisheilige

Die Eisheiligen sind vorbei, aber so wirklich haben wir davon nichts mitbekommen. Schade ist es um die kurze Verschnaufpause vor der Sommerhitze.

Author - Jana Hollstein
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„Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz“, hieß es immer. Doch so ganz stimmt das nicht mehr.
„Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz“, hieß es immer. Doch so ganz stimmt das nicht mehr.Shotshop/imago

Mancher Volksglaube ist ja mehr symbolisch als alles andere. Bei uns heißt es zum Beispiel immer noch, dass man Weihnachtsdeko nicht vor Totensonntag aufhängen soll. Jetzt zählen wohl bald auch Weisheiten wie „Pflanze nie vor der Kalten Sophie“ dazu.

Der April macht vielleicht, was er will, aber für den Mai haben wir ganz klare Wetter-Regeln: Die Temperaturen steigen bis zu den Eisheiligen, dann gibt es noch mal Frostgefahr, und dann endlich sind wir aus dem Ärgsten raus. In meiner Erinnerung ist das Wetter vielleicht früher nicht so richtig eingebrochen, aber man hat schon noch die letzten Ausläufer des Winters mitbekommen. Und wenn die Temperaturen danach stiegen, wusste man: Jetzt fängt der Sommer so richtig an!

Ich weiß nicht, wie es Ihnen erging, aber ich habe die Eisheiligen in T-Shirt und kurzer Hose verbracht und hatte das erste Eis des Jahres. Ich habe meine Winterjacke endgültig in die hinterste Ecke meines Kleiderschrankes verbannt und mir einen Badeanzug für den Sommer-Urlaub bestellt. Und mittendrin ist mir aufgefallen: Es sind ja eigentlich die Eisheiligen!

Experten zufolge verschieben sich wohl die Eisheiligen (der Frosteinbruch, nicht die Namenstage) durch den Klimawandel immer weiter nach vorne und werden milder, wodurch wir eigentlich in der Praxis nicht viel von ihnen mitbekommen. Das ist, glaube ich, was letzte Woche passiert ist, als die Temperatur noch mal gesunken ist. Dienstag hat es Höchsttemperaturen von 15 Grad gegeben, nachts ist es nicht unter die Frostgrenze gefallen, aber es war definitiv kälter als vorher.

Jetzt ist der Wetter-Trend mehr oder weniger unaufhaltbar steigend, und auf den Sommer freue ich mich natürlich riesig, aber für mich fühlt es sich auch ein bisschen antiklimaktisch an. Ich vermisse dieses kurze Plateau, bevor es so richtig losgeht, und nach dem man die warmen Tage, die folgen, noch ein bisschen mehr schätzen lernt. ■