Obwohl er wohl ein ziemlich gefährlicher Zeitgenosse war, geht der Ursaurier Stenokranio boldi gerade für sein putziges Grinsen viral. Auslöser für den Internet-Hype ist eine Zeichnung aus einem Berliner Museum.
Ursaurier wird zum Meme – Bild kommt aus dem Naturkundemuseum
Kurze Beinchen, gedrungener Körperbau und ein großes Maul, mit dem er zu lächeln scheint: Die Darstellung eines in Rheinland-Pfalz entdeckten Ursauriers hat in sozialen Netzwerken einige Freude hervorgerufen. Einige Nutzer gestalteten in den vergangenen Tagen Bildchen damit, sogenannte Memes. Darunter war etwa Comedian Sebastian Hotz („El Hotzo“), dem auf den Social-Media-Plattformen Instagram, X und Co Millionen Menschen folgen. Er witzelte zu dem Bild: „Herr Lindner, machen Sie 100 Milliarden Sondervermögen locker, wir müssen einen Jurassic Park auf Helgoland errichten und 100 solcher Racker klonen.“
Herr Lindner, machen Sie 100 Milliarden Sondervermögen locker, wir müssen einen Jurassic Park auf Helgoland errichten und 100 solcher Racker klonen pic.twitter.com/M9vBkCmkqA
— E L H O T Z O (@elhotzo) January 13, 2024
In einem weiteren Beitrag schwärmt El Hotzo: „Es macht mich so glücklich, wie vollkommen unbeschwert und froh dieser Racker wirkt. Man sieht ihm richtig an, dass er zig Millionen Jahre vor der ersten Mietzahlung gelebt hat.“
es macht mich so glücklich wie vollkommen unbeschwert und froh dieser Racker wirkt, man sieht ihm richtig an, dass er zig Millionen Jahre vor der ersten Mietzahlung gelebt hat pic.twitter.com/dmpWW4ngbw
— E L H O T Z O (@elhotzo) January 11, 2024
Doch wo kommt das putzige Bild plötzlich her? Die Darstellung des Tieres, das vor etwa 300 Millionen Jahren lebte, hatte das Museum für Naturkunde in Berlin vergangene Woche zu einer Studie herausgegeben. Grundlage dafür waren Funde in Rheinland-Pfalz. Das Museum kommentierte die vielen Beiträge zu seinem Bild am Montag auf Instagram mit den Worten: „Das vielleicht älteste Meme der Welt!“ Der Ursaurier mit der Fachbezeichnung Stenokranio boldi war laut Museum eines der größten Raubtiere seiner Zeit in der Region – also deutlich gefährlicher, als er auf der doch recht niedlichen Zeichnung aussieht! Der Name bedeutet laut Museum übrigens in etwa: „Schmalschädler“.
Künstler der Zeichnung: Ernsterer Gesichtsausdruck war nicht möglich
Der Wissenschaftler und Paläokünstler Frederik Spindler, der die virale Illustration gezaubert hat, zeigte sich sehr erfreut über die Resonanz. „Ich finde es schön, dass sich die Paläowelt und die Internetwelt verschränken“, erklärte der 40-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Bei der 3D-Rekonstruktion sei es darum gegangen, die wesentlichen Merkmale zu zeigen. Am Gesichtsausdruck habe er nichts ändern könnte: „Ich kriege das Tier nicht ernster hin. Das ist ein bisschen wie bei Delfinen, die können nicht ernst gucken.“
Auch wenn in Kommentaren bereits nach Stenokranio-Fanartikeln gefragt wird – so weit denkt Spindler noch nicht. „Ein kleiner Internet-Hype, der aus der Paläoszene rausdriftet, soll nicht ausgeschlachtet werden.“ Er rechne auch damit, dass der Ursaurier in ein paar Tagen wieder aus den Timelines verschwinde.
Der süße Internetstar ist kein Dino!
Der Experte freue sich einfach, dass der Begriff Ursaurier durch die Aktion bekannter geworden sei und nun sozusagen ein Gesicht habe. Wie das Berliner Museum schon vergangene Woche erklärt hatte, besteht hier aber keine Verwandtschaft mit Dinosauriern. Es handle sich vielmehr um eine populäre Sammelbezeichnung für die Vierfüßler des Erdaltertums. Dass es sich eben nicht um einen Dino handelt, ist auch dem an der Studie beteiligten Berliner Forscher Florian Witzmann wichtig: Es handle sich bei Stenokranio boldi auch nicht um ein Reptil, wie oft fälschlicherweise angenommen werde.
„Wenn wir von Urlurch oder Uramphib gesprochen hätten, wäre das vielleicht besser gewesen“, so Witzmann. Und trotz optischer Ähnlichkeiten: „Stenokranio boldi ist kein Vorfahre der Krokodile, auch wenn er eine ähnliche ökologische Nische besetzte.“ Trotz so mancher falschen Vorstellungen, die nun kursieren: Auch Witzmann freut sich nach eigenen Worten über das Interesse. ■