Zittern nach dem Schock

Ungarns Gefühlschaos: Marton Dardai und András Schäfer bangen ums EM-Achtelfinale

Die Horror-Verletzung von Barnabás Varga und der späte Sieg gegen Schottland sorgen beim Herthaner wie beim Unioner für gemischte Gefühle.

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Gribaudi/ImagePhoto/imago

Lähmende Stille auf den Rängen und weinende Spieler auf dem Platz. Plötzlich spielte der Fußball bei der EM nur noch eine Nebenrolle. Der Zusammenprall von Ungarns Barnabás Varga (29) und Schottlands Torhüter Angus Gunn schockte beim 1:0-Sieg auch Herthas Marton Dardai und Unions András Schäfer. Während ihr Landsmann auf dem Weg der Besserung ist, zittert Berlins EM-Duo weiter um das Achtelfinale.

Drittes Spiel, erster Sieg. Trotz des Sprungs auf Platz drei in der Gruppe A weiß Deutschlands Gruppengegner Ungarn noch nicht, wie es bei der EM weitergeht. Für das Achtelfinale qualifizieren sich erstmals nicht nur die jeweils ersten beiden einer Gruppe, sondern auch die vier besten Gruppendritten. Ob die EM-Reise für Dardai und Schäfer damit weitergeht oder zu Ende ist, entscheidet sich erst am Mittwoch, wenn alle Vorrundenspiele des Turniers gespielt sind. 

Horror-Verletzung: Dardai und Schäfer halten Tücher

Auch wenn Ungarns Spieler weiter vom Einzug in die EM-Endrunde träumen: Mit den Gedanken waren sie nach dem späten 1:0-Sieg gegen Schottland nur bei ihrem Mitspieler. Mittelfeldmann Schäfer vom 1. FC Union widmete den Erfolg Varga. „Für Barney“ schrieb er auf Instagram. Hertha-Verteidiger Marton Dardai postete ein Foto, auf dem der Siegtorschütze Kevin Csoboth ein Trikot seines Sturmkollegen in die Kamera hält. Auch Fußballer anderer Teams setzten Internet-Postings ab. Der französische Routinier Antoine Griezmann etwa schrieb „Varga“ und postete ein Herz-Smiley.

Varga war in der 68. Minute mit Gunn zusammengeprallt, der Mittelstürmer der Ungarn blieb zunächst bewegungslos am Fünfmeterraum liegen und wurde minutenlang behandelt. Dardai und Schäfer spannten gemeinsam mit anderen Spielern und Rettungskräften Tücher als Sichtschutz. Dabei kämpfte das Berliner Duo genauso mit den Tränen wie Liverpool-Star Dominik Szoboszlai.

Barnabás Varga auf dem Weg der Besserung

Minuten der Stille: Ungarns Stürmer Barnabás Varga muss gegen Schottland lange behandelt werden. 
Minuten der Stille: Ungarns Stürmer Barnabás Varga muss gegen Schottland lange behandelt werden. Pro Sports Images/imago

Minuten, die sich in der Stuttgarter Arena wie eine Ewigkeit anfühlten.„Es war furchtbar, ein grausamer Moment“, sagte Roland Sallai vom SC Freiburg. Erst nach mehreren Minuten und mit einer Halskrause sowie unter Sichtschutz und Applaus von den Zuschauern wurde Varga aus dem Stadion in ein Krankenhaus in Stuttgart gebracht. 

Ungarn zittert um die EM-Endrunde

Trotz des Schocks kämpfte Ungarn weiter – bis es in der Nachspielzeit zur doppelten Erlösung kam. Erst traf Kevin Csoboth zum Sieg (90.+10). Dann teilte der ungarische Verband nach Schlusspfiff mit, Varga habe zwar „mehrere Knochenfrakturen im Gesicht sowie eine Gehirnerschütterung“ erlitten, der Angreifer von Ferencváros Budapest sei jedoch „stabil“. 

Das Bangen um Varga hatte also ein Ende, das Zittern für Dardai und Schäfer um die K.o.-Runde bei der EM begann. ■