Ulli Wegner (81) ist happy. Der Trainer-Guru hatte aufgepasst, dass mit Osleys Iglesias (25) ein riesiges Boxtalent hierzulande nicht untergeht. Der Kubaner kam vor vier Jahren nach Deutschland, fand in Chemnitz mit Lucy die große Liebe. Das Paar heiratete, erwartet in diesem Monat das erste Kind. Ob der Supermittelgewichtler seinen 26. Geburtstag am 12. Dezember und gleichzeitig den Geburtstag des ersten Kindes in Chemnitz erleben wird, scheint aber noch nicht sicher.
„Iglesias ist das größte Boxtalent, das ich nach der DDR-Zeit gesehen habe. Der muss in gute Hände“, war Wegner überzeugt und vermittelte den Supermittelgewichtler über den Chemnitzer Rechtsanwalt und Sportmäzen Reinhard Rehes zu Coach Georg Bramowski (65). Wegners langjähriger Co-Trainer übte mit Iglesias erst im exklusiven Chemnitzer Fitness-Center, zog dann in ein neues Gym im Schnee-Dom von Bispingen um und schwärmt: „Wir haben dort beste Bedingungen.“
Iglesias hat eine schwere Rechte

Die sind auch nötig. Bisher kämpfte Bramo mit Iglesias und dem Stralsunder Max Suske (21) vorwiegend für den polnischen Tornado-Boxstall im Nachbarland. Im Sommer bot der Magdeburger Ulf Steinforth vom SES-Boxstall Iglesias eine Bühne. Der Kubaner landete bereits in der ersten Runde im IBO-WM-Kampf eine schwere Rechte bei Gegner Artur Reis (30). Davon erholte sich der Wolfsburger nicht mehr, musste nach einem Niederschlag in Runde vier vom Arzt behandelt und aus dem Ring genommen werden.
Bei diesem Duell staunte auch der langjährige MDR-Sportchef Wolf-Dieter Jakobi (58) über Iglesias. Der Berliner stand selbst als KJS-Schüler und TSC-Boxer im Ring und stammt aus einer Boxfamilie. Sein leider schon verstorbener Vater Kurt führte einst die DDR-Boxer als DBV-Generalsekretär in heute schier unvorstellbare Erfolgshöhen.

Im Wendejahr 1989 gewannen die DDR-Boxer zehn EM-Medaillen, schoben die sieggewohnte Sowjetunion in der Nationenwertung hinter sich auf Platz zwei. WoDi Jacobi ließ jetzt seine Verbindungen spielen, vermittelte Iglesias einen Kontakt zum Boxunternehmen Eye oft the Tiger.
Inzwischen unterzeichnete der Kuba-Sachse in der Hoffnung auf einen WM-Kampf der großen Verbände bei den Kanadiern einen langfristigen Vertrag. Er bleibt Deutschland aber erhalten. Bramowski: „Wir trainieren weiter in Bispingen und fliegen nur zu den Kämpfen nach Kanada.“