Noah Sarenren Bazee wird eine schlimme Nacht haben. Schuld ist die 12. Minute im Pokalfinale zwischen Arminia Bielefeld und dem VfB Stuttgart. Bielefeld hatte sich im Stile einer Top-Mannschaft vom eigenen Fünfmeterraum bis vors Stuttgarter Tor kombiniert. Dort musste Bazee völlig freistehend die Kugel nur einschieben. Doch er traf die Latte. Statt Tor für Bielefeld klingelte Stuttgart in den folgenden 16 Minuten drei Mal, gewann am Ende 4:2 (3:0) und Bielefeld wird auf ewig wissen wollen: Was wäre wenn gewesen?

Nur drei Minuten nach Bazees kapitalem Fehlschuss nahm der Bielefelder Alptraum seinen Lauf. Stuttgarts Mittelfeld-Regisseur Angelo Stiller steckte perfekt auf den kürzlich von Bundestrainer Julian Nagelsmann für das Final Four der Nations League in die Nationalmannschaft berufenen Nick Woltemade durch. Der Pokal-Experte, der nun in fünf von sechs Runden erfolgreich war, schüttelte Bielefelds Stefano Russo ab und vollstreckte im Duell mit Arminia-Torwart Jonas Kersken eiskalt (15.).
Auch wenn die Arminia zurückzuschlagen versuchte, bestach Stuttgart durch Effizienz. Nach einer Bielefelder Ecke konterte der VfB das Team von Trainer Mitch Kniat blitzschnell aus, Millot musste nach Undav-Vorlage nur noch einschieben (22.). Der VfB bestrafte nun nahezu jeden Fehler gnadenlos, die Arminia wackelte defensiv bedenklich. Im Mittelfeld luchste Stiller Bielefelds Maximilian Großer den Ball ab und setzte Undav in Szene, der gegen Kersken problemlos verwandelte (28.). Laut Daten-Service Opta schoss kein Verein im Pokalfinale so früh drei Tore.
Stuttgart stellt Torerekord im Finale auf
Direkt nach der Pause machte Stuttgart weiter Druck, Kerksen parierte einen Schuss von Woltemade (47.) mit dem Fuß. In der vermeintlichen Gewissheit des sicheren Sieges agierten Hoeneß' Mannschaft etwas schluderig in der Chancenverwertung. Erst verzog Undav (51.) aus einiger Entfernung, ehe er drei Minuten später nach einem Kabinettstückchen im Sechszehner unnötig querlegte, anstatt selbst abzuschließen. Millot machte es nach einem Fehlpass von Louis Oppie besser - es war der vierte individuelle Patzer, der an diesem Abend zu einem Gegentor führte (66.). In der Schlussphase kam Bielefeld tatsächlich noch einmal heran, doch der Treffer von Julian Kania (82.) und das Eigentor von Josha Vagnoman (85.) kamen zu spät.
Durch den vierten Pokalsieg nach 1954, 1958 und 1997 retteten die Schwaben eine Spielzeit, die mit Platz neun in der Bundesliga enttäuschend verlaufen war.
Der VfB feierte damit seinen ersten Titel seit der Meisterschaft 2007 und löste das Ticket für die Europa League, während Bielefelds Traum vom größten Erfolg der 120-jährigen Vereinsgeschichte nach den Heldentaten aus den vorigen Runden platzte.

Hoeneß-Dynastie: Sebastian macht seinen ersten Pokal-Pott
Ein ganz besonderer Moment war die magische Nacht von Berlin für VfB-Trainer Sebastian Hoeneß. Der Coach trat durch den Gewinn des Pokals in die Fußstapfen seiner berühmten Familie. Onkel Uli hatte den Cup als Spieler des FC Bayern einmal und als Funktionär zwölfmal gewonnen. Papa Dieter Hoeneß holte ihn mit den Bayern dreimal.