Gewinner und Verlierer

Fazit der US-Reise: Julians Pärchentaktik ist ein echter Volltreffer

Bundestrainer Julian Nagelsmann setzt beim Neuanfang der Nationalelf mit Erfolg auf einige Tandemspieler.

Teilen
Pascal Groß (l.) überzeugte an der Seite von Deutschlands Kapitän Ilkay Gündogan.
Pascal Groß (l.) überzeugte an der Seite von Deutschlands Kapitän Ilkay Gündogan.MIS/Imago

„Die Qualität ist da“, stellt DFB-Sportdirektor Rudi Völler nach dem 3:1 gegen die US-Auswahl und dem 2:2 gegen starke Mexikaner in Philadelphia zufrieden fest. Beim Neubeginn mit Bundestrainer Julian Nagelsmann überzeugten insbesondere mehrere von ihm formierte Pärchen und ein prominenter Rückkehrer. Einige Spieler büßten auf dem zehntägigen Trip an Status ein.

Gewinner:

Julian Nagelsmann: Für Völler ist sein Nachfolger   „ein Glücksfall, auch mit seiner Art, Dinge anzugehen“. In kurzer Zeit hat der 36-Jährige dem Team eine klare Struktur vermittelt. Besonders auffällig: Er setzt auf Pärchen-Bildung in allen Mannschaftsteilen. „Er weiß jetzt, was es heißt, Bundestrainer zu sein“, sagte Völler. Und Nagelsmann habe bereits „neue Ideen“.

Mats Hummels: Der 34-Jährige übernahm nach zwei Jahren Pause gleich eine Führungsrolle. Beim Sieg gegen die USA bildete der Weltmeister von 2014 ein gutes Innenverteidiger-Duo mit Antonio Rüdiger. „Deswegen ist er dabei, weil er eine große Erfahrung hat, die Spieler zu führen“, sagte Völler. Gegen Mexiko wurde Hummels geschont, weil er schon morgen für Dortmund gegen Bremen gefordert ist.

Gündogan/Groß: Der Kapitän und der Spätberufene harmonierten auffallend gut. Ilkay Gündogan (32) könnte in dem gleichaltrigen Pascal Groß endlich den idealen Unterstützer gefunden haben. „Ilkay ist ein absoluter Topspieler, der es seinem Nebenmann leicht macht“, sagte Brighton-Profi Groß, der nach seinen Länderspielen drei und vier plötzlich sogar ein Mann für die erste EM-Elf ist.

Ausnahme-Talente Musiala und Wirtz haben und verbreiten viel Spaß auf dem Platz

Musiala/Wirtz: Nagelsmann setzt im offensiven Mittelfeld auf die beiden 20 Jahre alten Ausnahmetalente. „Ich habe viel Spaß mit Flo auf dem Platz“, sagt Bayern-Profi Jamal Musiala über den Leverkusener Florian Wirtz. Ob das Duo auch ein Konzept für die EM sei, wurde er gefragt. Antwort: „Könnte sein.“

Füllkrug/Sané: Der eiskalte Torjäger und der filigrane Dribbler lieferten in beiden Partien. Der beste Sané, den es bislang im Nationaltrikot gab, glänzte als Torvorbereiter und Aktivposten. Füllkrug traf gegen die USA und rettete mit seinem neunten Tor im elften Länderspiel das 2:2 gegen Mexiko. „Wenn er in jedem Spiel ein Tor schießt, besser geht es natürlich nicht“, sagt Völler.

Verlierer:

Kimmich/Goretzka: Vom Neubeginn mit seinem Münchner Ex-Trainer Nagelsmann wollte Joshua Kimmich profitieren. Als Führungskraft zurück ins zentrale Mittelfeld, das war das Ziel des 80-maligen Nationalspielers. Ein grippaler Infekt zwang den 28-Jährigen zur vorzeitigen Rückreise. So profilierte sich Groß. „Wenn Josh besser ist als andere, ist er gesetzt“, bemerkte Nagelsmann zum „Leistungsprinzip“. Leon Goretzka (28) war zwar wieder dabei, fiel im Mittelfeldranking aber weiter zurück.

Arsenal-Legionär Havertz droht, den Anschluss zu verlieren

Müller/Havertz: Im 125. Länderspiel durfte Thomas Müller in der Sturmspitze beginnen, erzielte gegen Mexiko ein Abseitstor. Der Turnier-Veteran muss sich vorerst mit der Rolle als Füllkrug-Backup abfinden. Kai Havertz vom FC Arsenal ist noch weiter weg vom Stammplatz. Gegen Mexiko saß der 24-Jährige 90 Minuten auf der Bank. Gegen die USA durfte er nur 29 Minuten als Joker ran.

Außenverteidiger: Nagelsmann will nicht von einer speziellen „Problemzone“ sprechen. Weder Jonathan Tah, Niklas Süle und Malick Thiaw rechts noch Robin Gosens und der nur kurz eingesetzte David Raum links empfahlen sich als EM-Lösung. Diese saß malad daheim: Der Leipziger Benjamin Henrichs hatte im September beim 2:1 gegen Frankreich als linker Verteidiger überzeugt. Und eine Option für rechts kann immer auch Kimmich sein.