Letztes Gruppenspiel

Deutschland schafft Unentschieden gegen Schweiz in letzter Minute

Das letzte Gruppenspiel geht 1:1 unentschieden aus. Joker Füllkrug trifft in der Nachspielzeit. Deutschland geht als Gruppensieger ins Achtelfinale.

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Schweres Spiel für die Deutsche Abwehr: Deutschlands Antonio Rüdiger (M) und Ruben Vargas von der Schweiz kämpfen um den Ball.
Schweres Spiel für die Deutsche Abwehr: Deutschlands Antonio Rüdiger (M) und Ruben Vargas von der Schweiz kämpfen um den Ball.Federico Gambarini/dpa

Harte Arbeit statt Party-Fußball – und ein erlösendes Tor von Super-Joker Niclas Füllkrug. Julian Nagelsmanns ausgebremste Spaß-Fußballer haben ihr wichtigstes Ziel erreicht, gehen aber mit einem Stimmungsdämpfer ins EM-Achtelfinale.

Gegen die Schweiz sorgte der Stürmer von Borussia Dortmund mit seinem Tor in der Nachspielzeit zum 1:1 (0:1) im letzten Vorrundenspiel doch noch für den vom Bundestrainer geforderten Gruppensieg. Dan Ndoye (28. Minute) hatte am Sonntag im Frankfurter EM-Stadion die cleveren Eidgenossen in Führung gebracht und die Nationalspieler wie ihre Fans spürbar geschockt.

Statt mit breiter Brust geht es für die DFB-Elf am Samstag im Dortmunder Fußball-Tempel mit leisen Zweifeln in der ersten K.o.-Runde weiter. Der erste Gegner heißt im ersten Spiel um Alles oder Nichts dann möglicherweise wie vor drei Jahren England. Ein erneutes frühes Turnier-Scheitern gilt es dann zu verhindern. Fehlen wird Innenverteidiger Jonathan Tah, der nach einem Foul an Breel Embolo seine zweite Gelbe Karte im Turnier sah und somit gesperrt ist.

Wer wird Deutschlands Gegner im Achtelfinale?

Wer der Gegner ist, steht erst am Dienstagabend nach den letzten Spielen in der Gruppe C fest. Gesucht wird dort der Gruppenzweite, außer England heißen die Optionen Dänemark, Slowenien oder Serbien. Ganz egal, wer der Kontrahent sein wird, Nagelsmann muss den zu hektischen Auftritt gegen die Schweiz genau aufarbeiten – sonst ist das Sommermärchen 2.0 möglicherweise vorbei, bevor es richtig begonnen hat.

Nagelsmann wechselte Füllkrug ein - der traf in letzter Minute

Dan Ndoye (28. Minute) hatte im Frankfurter EM-Stadion die cleveren Eidgenossen in Führung gebracht und die deutschen Nationalspieler wie ihre Fans spürbar geschockt.

Auf den 0:1 Rückstand gegen die Schweiz hatten Ilkay Gündogan und Toni Kroos als Spielgestalter lange keine Antwort gehabt. Füllkrug (90.+2) sicherte mit seinem Tor den DFB-Stars immerhin die erste EM-Prämie von 50.000 Euro pro Spieler für den Gruppensieg.

Erst nach einer Stunde nahm Nagelsmann die ersten Wechsel vor - Nico Schlotterbeck kam für Tah, David Raum für Mittelstädt. Etwas später kam auch Maximilian Beier für Andrich. Deutschland spielte jetzt zielstrebiger, doch die Schlussphase der Partie, für die auch Leroy Sané und Füllkrug kamen (76.), rückte immer näher. Havertz verpasste den Ausgleich nach einer Ecke per Kopf (85.). Auf der Gegenseite musste sich Neuer bei einem Schuss von Xhaka ganz schön strecken (88.). Und dann war Joker Füllkrug doch noch zur Stelle und glich am Ende in der Nachspielzeit aus.

Auch Ungarn darf noch vom Achtelfinale träumen, bangt aber nach dem 1:0 gegen Schottland um den verletzten Stürmer Varga. Für Schottland ist die EM nach der Niederlage am Sonntagabend zu Ende.

Sicher im Achtelfinale sind, neben Deutschland und der Schweiz, bisher Spanien und Portugal.

Die deutschen Spieler in der Einzelkritik – von Neuer bis Füllkrug

Neuer: Beim zweiten Gegentor im Turnier war der EM-Rekordtorwart ohne Abwehrchance. Augsburgs Vargas traf aus Abseitsposition (85.). Starke Parade beim Xhaka-Schuss (88.).

Kimmich: Vor dem 0:1 konnte er den Schweizer Angriff nicht ausreichend aufhalten. Nach der Pause marschierte er unermüdlich nach vorne. Akanji blockte seinen Schuss mit links (71.).

Rüdiger: Der Abwehrchef hatte erhebliche Probleme mit Torschütze Ndoye. Nach einem verlorenen Zweikampf fiel fast das 0:2. Vergab dazu vorne eine gute Kopfballchance (41.).

Tah: In seinen Zweikämpfen mit Embolo krachte es. Nach einem sah der Leverkusener Gelb und ist damit im Achtelfinale gesperrt. Beim 0:1 entwischte ihm zudem Torschütze Ndoye.

Mittelstädt: Viel lief nach vorne über seine linke Seite, aber es kam zu wenig heraus. Der Stuttgarter flankte zu überhastet, zu unpräzise. Raum kam nach einer Stunde für ihn.

Andrich: Das erste Länderspieltor des Leverkuseners kassierte der Video-Schiedsrichter wegen Musialas Foul an Aebischer (17.). Verteidigte oft sehr tief, gewann etliche Bälle.

Kroos: Der Stratege hatte Mühe, das deutsche Spiel zu lenken. Rieder störte ihn oft. Schoss aus guter Position vorbei (55.). Seine Freistöße und Eckbälle verpufften meist.

Musiala: Auf dem seifigen Rasen hatte gerade er es schwer mit seinen Dribblings und Drehungen. Vorm 0:1 verlor er den Ball. Prüfte Sommer mit strammem Schuss (50.).

Gündogan: Anfangs gut im Spiel, fand dann aber vorne nicht mehr so die Räume. Der Kapitän rückte in der zweiten Hälfte weiter nach hinten. Konnte das Spiel auch da nicht wenden.

Wirtz: Der junge Leverkusener hängt durch. Erst nach der Pause mit guten Aktionen. Starker Außenrist-Pass auf Musiala (50.), legte auch Kimmich eine Abschlusschance auf (71.).

Havertz: Als spielender Mittelstürmer oft am Ball. Im Strafraum hatte er einen schweren Stand gegen Akanji. Nicht effektiv genug. Frühe Kopfballchance, ein Schuss zu hoch.

Schlotterbeck: Der Dortmunder kam für Tah - ein Hinweis fürs Achtelfinale. Löste seine Abwehraufgaben unaufgeregt.

Raum: Der Leipziger kam zu seinem EM-Debüt. Schoss gleich mal aus der Distanz (63.). Seine Flankenstärke zeigte er beim superscharfen Ball auf Abnehmer Füllkrug 1:1.

Beier: Mit seinem Tempo konnte der Hoffenheimer die Offensive hin und wieder beleben. Ging im Zweikampf mit Widmer im Strafraum zu Boden, aber Elfmeter gab es nicht.

Sane: Der Bayern-Star wartet bei seinen Joker-Einsätzen weiter auf den großen EM-Moment. Verzog nach einem Eckball volley mit links (82.).

Füllkrug: Der Dortmunder wartete nach seiner Einwechslung auf die Flanke - und in der Nachspielzeit kam sie von Raum. Kopfball, Tor, das Frankfurter Stadion stand kopf. Ein Top-Joker.