Mia san durchgeknallt

Alarm: Der FC Bayern muss sechs Feuer auf einmal löschen

Vom Trainer über Spieler bis hin zu den Bossen – es brennt in München überall.

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Harry Kane  schlägt die Hände vors Gesicht. Der Stürmer wollte mit den Bayern seinen ersten Titel überhaupt gewinnen. Sieht schlecht aus.
Harry Kane schlägt die Hände vors Gesicht. Der Stürmer wollte mit den Bayern seinen ersten Titel überhaupt gewinnen. Sieht schlecht aus.pepphoto/Imago

Drei Pflichtspielniederlagen nacheinander gab es beim FC Bayern zuletzt vor fast neun Jahren. Es brennt in München. An allen Ecken und Enden. Der KURIER nennt die sechs Feuer.

DER TRAINER Elf seiner 44 Pflichtspiele hat der 50-Jährige verloren – eine verheerende Bilanz. Schlechter war nur Jürgen Klinsmann. Tuchel hat seiner Mannschaft nie vertraut, nie eine echte Bindung zu ihr aufgebaut. Im Amt hält ihn nur die Sehnsucht der Bosse nach Kontinuität und die Tatsache, dass keine der Sofort-Optionen wie Hansi Flick oder Jose Mourinho sie voll überzeugt.

Harry Kane ist der einzige Bayern-Transfer, der aufging

DIE KADERPLANUNG Im Sommer strotze die Transfer-Taskforce vor großen Namen und vermeintlicher Kompetenz. Doch Ehrenpräsident Uli Hoeneß, Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und Co. vermochten es mit Ausnahme von Harry Kane nicht, die Mannschaft auf den erforderlichen Positionen zu verstärken, nur zu ergänzen. Schlimmer noch: Tuchels Forderung nach einer „Holding Six“ wurde nicht erfüllt, beim Palhinha-Transfer blamierte sich das honorige Gremium. Und auch im Winterfenster kam Masse statt der dringend benötigten Klasse.

DIE MENTALITÄT Die Last-Minute-Meisterschaft im Mai schien nochmals zu bestätigen: Wenn es darauf ankommt, schlägt das bajuwarische „Mia san mia“ doch alles. Aber der elfte Titel in Serie übertünchte nur die Defizite in Sachen Gier und Widerstandskraft.

DER STÜRMERSTAR 25 Tore in nur 22 Spielen – das ist Rekord in 61 Jahren Bundesliga! Dennoch ist auch Harry Kane eines der Gesichter der Krise. Als Fremdkörper bei der schlimmen Pleite im Leverkusener Liga-Gipfel oder als Chancen-Wucherer wie in Rom und Bochum. Der 30-Jährige verliert in einer völlig verunsicherten Elf immer mehr den Halt.

Joshua Kimmich explodiert gleich. Den Bayern droht eine titellose Saison. Dann wäre der 29-Jährige endgültig "Generation nix".
Joshua Kimmich explodiert gleich. Den Bayern droht eine titellose Saison. Dann wäre der 29-Jährige endgültig "Generation nix".Nordphoto/Imago

Kimmich, Sane und Co. sind schon die „Generation nix“

DIE FÜHRUNGSSPIELER An der „Generation nix“ um Joshua Kimmich, Leroy Sane und Co. sind schon die Bundestrainer Joachim Löw und Hansi Flick sowie Julian Nagelsmann in München wie beim DFB verzweifelt. Die vermeintlich „goldenen“ Jahrgänge 1995/96 sollten die Nationalmannschaft wie die Bayern tragen, unterstützt von den letzten Weltmeistern Manuel Neuer und Thomas Müller. Doch eine echte Achse ist nicht mehr vorhanden, seit Säulen wie David Alaba, Thiago oder Robert Lewandowski weg sind. Klubintern sieht mancher in den Hochtalentierten längst eine Ansammlung von überbezahlten Möchtegernstars. Ein Umbruch im Sommer ist überfällig. Das hat Tuchel früh erkannt und ist ihm bei all der berechtigten Kritik zugute zu halten.

DIE BOSSE Wer hat eigentlich das Sagen in München? Hoeneß, die graue Eminenz vom Tegernsee, betonte kürzlich, es sei „vollkommen falsch“ zu glauben, er bestimme die Geschicke noch immer. Doch seine Erben – ob Dreesen, Präsident Herbert Hainer oder Sportchef Christoph Freund – vermochten es nicht, dem Klub ein echtes Gesicht zu geben. In Max Eberl soll bald das nächste Schwergewicht antreten. ■