Die Wahl ist für ihn aus sportlicher Sicht sehr einfach. Bundestrainer Julian Nagelsmann (37) macht Joshua Kimmich (29) zum neuen Kapitän der Nationalmannschaft. 91 Länderspiele, zuvor schon Vize-Spielführer hinter Ilkay Gündogan. Doch viele Leute im Land haben schon vergessen, was mit Kimmich vor knapp drei Jahren passierte.
Kimmich hatte zum Thema Corona-Impfung seine eigene Meinung und hatte Bedenken wegen Spätfolgen und ließ sich zunächst nicht impfen. In den hysterischen Zeiten durchlief Kimmich in den Medien und auch im privaten Leben einen Spießrutenlauf. Menschlich hat ihn das sehr getroffen. Während die Bosse des FC Bayern sich wegduckten, moderierte sein damaliger Vereinstrainer Julian Nagelsmann als einziger das heikle Thema, obwohl er nicht der Meinung Kimmichs war.
Kimmich erkrankte am Virus, ließ sich doch impfen und das Thema war im Frühjahr 2022 so schnell verschwunden wie die Corona-Wellen. Ein Jahr später war Nagelsmann bei den Bayern weg und wurde im Herbst 2023 Bundestrainer. Neuer Führungsstil und jede Menge Menschlichkeit.
Nach der EM hielt Nagelsmann eine bemerkenswerte Rede und ging auf unsere Gesellschaft ein: „Es ist wichtig zu realisieren, in welch schönem Land wir leben. Was wir für Möglichkeiten haben, wenn wir alle zusammenhalten und nicht alles extrem schwarz malen, dem Nachbarn nichts gönnen und von Neid zerfressen sind. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der Dinge alleine macht und dann automatisch schneller, besser weiterkommt, als wenn er sie mit jemandem zusammen macht. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.“


