Die Arena Sophia war mit mehr als 10.000 Zuschauern ausverkauft. Der Bulgare Kubrat Pulew (43) ließ seine Fans ausflippen, als er im WM-Kampf im Schwergewicht über zwölf Runden den Kölner Mahmoud Charr (40) nach Punkten entthronte. Neben dem neuen Champion des Verbands WBA strahlte in der Ringecke auch Ulli Wegner (82), der sich am Abend seiner Trainerkarriere doch noch einen großen Traum erfüllte.
Alles hatte der Berliner erreicht, Sven Ottke und Markus Beyer, Arthur Abraham, Yoan Pablo Hernandez, Cecilia Braekhus und Marco Huck zu Weltmeistern gemacht. Nur ein Titel im Schwergewicht fehlte Ulli Wegner noch in seiner Vita. Mit Pulew hat er das korrigiert.

Pulew ist im dritten Anlauf am Ziel
Nach einigen Krankheiten und mehreren Operationen raffte sich Wegner immer wieder auf, Pulew versorgte er selbst vom Krankenlager aus mit Hinweisen und Trainingsinformationen. Der neue Champ weiß das zu schätzen: „Trainer Wegner war in den vergangenen 15 Jahren immer mein Berater und einfühlsam wie ein Vater. Ob in Berlin, im Höhentraining in den Belmeken oder jetzt bei der Vorbereitung auf meinen WM-Kampf.“
Mahmoud Charr hatte den Titel vor sieben Jahren gegen den Russen Alexander Ustinov gewonnen. Pulew versuchte sich zuvor zweimal an einem WM-Gürtel, verlor aber gegen Wladimir Klitschko (2014) und Anthony Joshua (2020). Zwischen 2020 und dem Kampfabend am Sonnabend in Sofia absolvierte Pulew 44 Runden direkt angeleitet oder ferngesteuert von Wegner.
Peinlichkeit bei der Nationalhymne
Der Coach lobt seinen Schützling: „Kubrat war immer ein gelehriger Schüler und zeichnet sich durch eine große Anhänglichkeit mir gegenüber aus. Er machte mir auch im Krankenbett bei unseren Telefonaten immer wieder Mut.“
Und er hat Ullis große Hoffnung nicht enttäuscht. Wegner: „Jetzt haben wir gemeinsam mit dem WM-Titel ein großes Ziel erreicht.“ Geärgert hat sich Ulli Wegner in Sofia nur einmal, vor dem Kampf bei den Hymnen: „Ich empfand es als peinlichen Missgriff, als für Charr die erste Strophe des Deutschlandliedes gespielt wurde und nicht, wie es sich gehört, die dritte.“ ■