Hat Til Schweiger (60) nun ein ernsthaftes Alkoholproblem oder nicht? Geht es nach dem Regisseur und Schauspieler selbst, ist er kein Alkoholiker. Das hat ihm auch sein Therapeut bestätigt. Doch im Podcast „Hotel Matze“ von Matze Hielscher (44) erweckt Til Schweiger erneut den Eindruck, als mache er sich etwas vor, um sein Leben nicht radikal ändern zu müssen. Weder hat er Verständnis dafür, dass Mitarbeiter ihm Machtmissbrauch vorwerfen, noch sieht er ein, ein Alkoholproblem zu haben.
Til Schweiger und der Kontrollverlust
Immer wieder fragt Matze Hielscher Til Schweiger, ob und warum er nicht ganz mit dem Alkohol aufhören kann oder will. Schweigers Antwort: „Weil es schon auch ein wahnsinnig schönes Gefühl ist, betüdelt zu sein. Es kippt dann halt nur, und das ist, woran ich in den letzten Jahren mit meinem Therapeuten gearbeitet habe. Dass es nicht mehr kippen darf, dass man die Kontrolle nicht mehr verlieren darf. Ich habe die Kontrolle verloren und das darf nicht mehr sein und daran habe ich jetzt sehr erfolgreich gearbeitet.“
Gleich mehrfach spricht Til Schweiger von seinem Kontrollverlust, wenn er Alkohol trinkt. Laut eigener Aussage hat er erst mit 30 angefangen, Alkohol zu trinken. Er würde heute eigentlich nur noch Wein trinken, sehr selten Wodka. „Wodka trinkst du wie Wasser. Und dann trinkst du einen Wodka zu viel und dann macht es peng“, sagt Schweiger. Wenn er die Kontrolle verliere, werde er zu jemandem, der er nicht sein möchte. Das passierte auch in der besagten Nacht der Ohrfeige.
Er habe sich im Hotel auf den Flur ausgesperrt, nur in Boxershorts, wollte dann die Tür mit Gewalt öffnen, fiel hin und verletzte sich am Kopf – an viel mehr erinnere er sich nicht. „Wie ich wieder ins Zimmer gekommen bin, weiß ich nicht. Ich weiß nur, morgens hat der Wecker geklingelt. Ich habe vielleicht eine Stunde oder eineinhalb geschlafen, ich war sofort hellwach, zack in die eiskalte Dusche, fünf Minuten eiskalt geduscht, ready to go. Auf einmal steht der Herstellungsleiter in meinem Zimmer und sagt: ‚Du drehst heute nicht, du bist betrunken!‘“ Anschließend muss es zur Ohrfeige gekommen sein.

Alkohol am Filmset – völlig normal!
An Sets, wie damals bei „Knockin’ on Heaven’s Door“, habe er schon früher getrunken – vor allem dann, wenn er nicht mehr als Schauspieler gebraucht wurde, sondern „nur“ als Regisseur. „Dann habe ich mir schon mal ein Gläschen Wein gegeben. Wie alle! Wie in Frankreich, in Italien, da ist das Standard.“
Til Schweiger erzählt, wie er nach einer durchzechten Nacht morgens aufwacht und Filmrisse hat, wie er sich nicht mehr daran erinnern kann, was er vielleicht Schlimmes vor ein paar Stunden getan hat. Dass er Menschen vielleicht verletzt hat, meistens verbal. Doch da ist auch diese eine Ohrfeige, die er einem Mitarbeiter am Set von „Manta Manta – Zwoter Teil“ gegeben hat, weil der ihn im betrunkenen Zustand von der Arbeit abhalten wollte.
Wenn man Til Schweiger so zuhört, wird klar, dass der 60-Jährige öfter am Filmset Alkohol trank, das als völlig normal ansieht und verharmlost. Nachdem es zu der Ohrfeige kam, durfte er den Film nur unter der Bedingung fortsetzen, nicht mehr mit einem Glas Weißwein ans Set zu kommen und keinen Mitarbeiter mehr tätlich anzugreifen.
Til Schweiger bereut die Ohrfeige heute zutiefst, sagt er, doch genug Schlimmes angerichtet hat der Alkohol in Schweigers Leben offenbar noch nicht. Im Gegenteil, der Alkohol hat ihm auch viel gegeben, besonders in der Kreativität. Der Alkohol habe ihn sogar beim Schreiben beflügelt, erzählt er.
Til Schweiger lässt sich nichts verbieten
Til Schweiger sagt selbst von sich, er habe das „Sucht-Gen“, beharrt aber darauf, kein Alkoholiker zu sein. Es sei ein moderner Ansatz der Suchttherapie, dass man als Süchtiger nicht ganz auf etwas verzichtet, sondern dass man einfach nur die Kontrolle darüber behält. Eine Aussage, bei der auch Matze Hielscher starke Zweifel kommen. „Jetzt geht es für dich nur darum, das zu kontrollieren?“, fragt Matze Hielscher. Til Schweigers Antwort: „Nee, dass ich die Kontrolle nicht verliere.“ Matze Hielscher wirkt verwirrt, schüttelt ein wenig ungläubig den Kopf, wie im Video auf YouTube zu sehen ist. Er bleibt hartnäckig und will Til Schweiger offenbar verstehen. Alkohol sei schließlich eine „fucking Droge“, die man nicht wirklich kontrollieren könne. Til Schweiger entgegnet, es mache ihm Spaß, kontrolliert zu trinken, er tue das jetzt seit einem Jahr.
Matze Hielscher fragt erneut nach, wie es sein kann, dass Til Schweiger beim Alkohol bleibt, obwohl Freunde und Familie ihm sagen, dass er zu viel trinke. Der Kinostar sagt, es sei eine bewusste Entscheidung gewesen – genau wie er bewusst entschieden habe, niemals Ecstasy oder Kokain zu probieren. Til Schweiger relativiert den Alkohol an dieser Stelle.
Als Matze Hielscher dann fragt, wovor er Angst hat, wenn er mit dem Alkohol ganz aufhört, antwortet Schweiger: „Ich habe davor keine Angst, ich will nicht darauf verzichten, weil ich wahnsinnig gerne Wein trinke. Ich bin ein richtiger Connaisseur sozusagen, ich habe ja auch meine eigenen Weine mit gebaut.“
Til Schweiger lässt sich nichts sagen. Das wird auch klar, als Matze Hielscher ihn fragt, was denn wäre, wenn man ihm den Alkohol verbieten würde. „Dann hätten wir ein Problem. Wenn mir einer sagt, das darfst du nicht, das ist schwer. Es war bei mir schon immer so: Geht nicht, gibt’s nicht.“ Er wolle kein Nein hören, sondern Lösungsvorschläge, wie man etwas umsetzen kann, das scheinbar unmöglich erscheint. Er bezieht diese Einstellung vor allem auf die Arbeit beim Film, wendet sie aber auch auf den Alkohol an.
Zu beurteilen, ob Til Schweiger nun ein Alkoholiker ist oder nicht, steht der Öffentlichkeit nicht zu. Grundsätzlich hat man aber den Eindruck, als komme Til Schweiger der „moderne Ansatz der Suchttherapie“, kontrolliert zu trinken, ganz gelegen.
Schließlich klopft Matze Hielscher auf den Tisch, um seinem Gesprächspartner dabei viel Glück zu wünschen, Til Schweiger lächelt und klopft ebenfalls auf den Tisch. ■