Geständnis im KURIER-Interview

Simon Gosejohann: „Ein wunder Punkt! Ich bin neidisch auf Eltons Portemonnaie“

In den 2000er-Jahren war Simon Gosejohann aus dem TV nicht wegzudenken. Doch während TV-Kollege Elton Karriere machte, wurde es um Simon ruhig. Warum, erklärt der Comedian im Interview.

Author - Julia Nothacker
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In den letzten zehn Jahren wurde es ruhiger um Simon Gosejohann.
In den letzten zehn Jahren wurde es ruhiger um Simon Gosejohann.APress/Imago

In den 2000er-Jahren gehörte er zur Spitze der deutschen Comedy-Branche: Simon Gosejohann (47). Mehrere Jahre legte Simon sehr erfolgreich in seinem eigenen TV-Format „Comedystreet“ auf ProSieben Passanten rein. Auch die Show „Elton vs. Simon“, in der Simon gegen Moderator Elton verschiedene Wettkämpfe bestritt, kam bei den Zuschauern gut an.

Doch in den vergangenen zehn Jahren wurde es ruhiger um Simon Gosejohann, der seinen Lebensschwerpunkt von Köln in die Hauptstadt verlegte und sich mehr auf die Familie konzentrierte – seit 2019 ist er Vater eines Jungen. Mit Frau und Kind kam Simon Gosejohann auch zur Premiere des Roncalli Weihnachtscircus zwei Tage vor Heiligabend in Berlin.

Im Interview mit dem Berliner KURIER sprach Simon über sein Verhältnis zu Berlin, seine Karriere und seinen runden Geburtstag in zwei Jahren.

Simon Gosejohann fühlt sich in Berlin noch wie ein Tourist

Simon, du bist 2016 von Köln nach Berlin gezogen. Wie erging es dir damit?

Zu Anfang hat Berlin mir die kalte Schulter gezeigt. Aber ich finde, das ist sehr wichtig, damit man weiß, wo man steht. Ich kenne Berlin mittlerweile zwar recht gut, aber ich fühle mich nach wie vor als Tourist, es gibt immer wieder neue Sachen zu entdecken. Es gibt ja dieses Unwort „Wahl-Berliner“. Die richtigen Berliner sind schon ziemlich cool, ich habe großen Respekt vor den Ur-Berlinern. Ich habe mir auch viele Dokus über Berlin angesehen und finde auch die DDR sehr spannend. Ich habe sogar mal Gregor Gysi getroffen und ihn dann sofort interviewt. Für mich ist Berlin die Stadt mit den meisten Geschichten und die spannendste Stadt der letzten 100 Jahre.

2012 gewann Simon Gosejohann für das TV-Format „Elton vs. Simon – Die Live-Show“ den Deutschen Comedypreis.
2012 gewann Simon Gosejohann für das TV-Format „Elton vs. Simon – Die Live-Show“ den Deutschen Comedypreis.Sven Simon/Imago

Deine erfolgreichste Zeit als Comedian war in den 2000er-Jahren. Kennt dich die Generation Z überhaupt?

Die Leute aus der Generation Z, die sich ein bisschen mit Trash-TV beschäftigen, haben mich schon auf dem Schirm, zumindest diejenigen zwischen 18 und 24. Bei den unter 18-Jährigen sieht das anders aus. Ich bin gerade fleißig auf TikTok unterwegs und der ein oder andere Teenager meinte schon zu mir: „Ja, schon mal auf TikTok gesehen.“

Glaubst du, dass ein TV-Format wie „Comedystreet“ heute auch noch funktionieren würde?

Ich mache aktuell solche Clips für Social Media und die erfreuen sich auch großer Beliebtheit. Die Herausforderung liegt darin, die Gags in die jetzige Zeit zu übertragen und neue Gags zu entwickeln. Wenn mir das aber gelingt und ich merke, dass das Format auch nach 20 Jahren noch aufgeht, bin ich jedes Mal stolz wie Oskar. Die Clips werden wirklich viel angeschaut. Aber was das genau bedeutet, weiß ich dann auch nicht so wirklich, ich bin ja kein Medien-Experte.

Ein bisschen Neid auf Eltons Portemonnaie

In den letzten Jahren hat man dich immer weniger im TV gesehen. Elton hingegen ist erfolgreicher denn je und gleich auf mehreren Sendern präsent. Beneidest du ihn um diese TV-Karriere?

Da sprichst du einen wunden Punkt an. Ich bin auf jeden Fall neidisch auf sein Portemonnaie. (lacht) Aber meine Sachen waren immer ein bisschen edgy und freaky, das sehe ich aktuell nicht wirklich im TV, was ich schade finde. Ich glaube, ich bin eher eine Randerscheinung und nicht so der Typ für den Mainstream. Diesen „No disrespect“-Content für Zuschauer ab 60 kann ich nicht bedienen. Ich habe inzwischen auch meine ersten älteren Fans, und darauf bin ich auch stolz, aber im Großen und Ganzen soll das, was ich mache, ein bisschen irre bleiben.

Ähnlich wie Joko und Klaas machten Elton und Simon Goesejohann in den 2000er-Jahren gemeinsame Sache im TV.
Ähnlich wie Joko und Klaas machten Elton und Simon Goesejohann in den 2000er-Jahren gemeinsame Sache im TV.HochZwei/Imago

Es ist also okay für dich, nicht mehr ständig im TV stattzufinden?

Ich hatte meine guten Zeiten, also alles okay. Wenn man das alles positiv sieht und nicht so den großen finanziellen Druck hat, ist man eigentlich ganz gut aufgestellt. Mal sehen, wie es weitergeht.

Was wünschst du dir für das Jahr 2024?

2023 war für mich persönlich ein tolles Jahr. Ich war zwar öfter in der Notaufnahme, als mir lieb war. Aber es ist zum Glück alles gut ausgegangen. (lacht) Was die Vorsätze angeht, ist es bei mir der Klassiker: Mein Zuckerkonsum ist zu hoch, mit fortschreitendem Alter wird das leider nicht besser. Ein paar Kilo müssen runter und ich muss wieder fitter werden. In den nächsten zwei Jahren geht es für mich auf die 50 zu.

Erst mal wirst du am 9. Januar 48. Fühlst du dich denn schon wie Ende 40?

Ich empfinde das immer als eine grundsätzliche Verlogenheit, zu sagen: „40 ist das neue 30.“ Ich glaube, es gibt jüngere Menschen, die einen als genau das ansehen, was man ist, und das ist auch okay so. ■