Konzerne wenden sich ab

Nach Skandal: Steht Influencerin Chiara Ferragni bald alleine da?

Mit einem Video führte die Influencerin Chiara Ferragni ihre Fans in die Irre. Sie wurde zu einer Millionenstrafe verurteilt. Trotz Entschuldigung gehen Firmenpartner wie Coca-Cola auf Distanz.

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Chiara Ferragni ist eine der erfolgreichsten Influencerinnen der Welt.
Chiara Ferragni ist eine der erfolgreichsten Influencerinnen der Welt.Antonio Calanni/AP

Wegen „unlauterer Geschäftspraktiken“ muss Chiara Ferragni mehr als eine Million Euro Strafe zahlen. Wie die italienische Wettbewerbsbehörde mitteilte, hatten die Firmen des Instagram-Stars bei der Vermarktung eines Kuchens den Eindruck erweckt, Spenden für krebskranke Kinder zu sammeln.

Die Influencerin hatte ihre Riesengemeinde glauben lassen, dass der Erlös eines von ihr angepriesenen Kuchens namens Pink Christmas (Preis: neun Euro) zu größeren Teilen an eine Kinderkrebsstation gehe. In Wahrheit bekam das Krankenhaus Regina Margherita in Turin trotz mehr als 360.000 verkaufter Kuchen keinen einzigen Cent. Bei Kampagnen für Ostereier und eine Puppe gab es möglicherweise ähnliche Muster.

Bei Instagram ist Ferragni ein Megastar

Ferragni ist in Italien in etwa so populär wie die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Auch in Deutschland kennen viele die 36-jährige Mutter von zwei kleinen Kindern. Die letzten Jahre wuchs ihr Instagram-Account immer weiter, sie hat mehrere Firmen und eine TV-Show.

Inzwischen beschäftigt das Thema einige Staatsanwaltschaften. Ministerpräsidentin Meloni nahm den Fall Ferragni zum Anlass, ein neues Gesetz für mehr Transparenz bei solchen Internetauftritten prüfen zu lassen. Auf deren Instagram-Konto hagelte es böse Kommentare. Ihre Luxus-Boutique in Rom wurde mit Inschriften wie „Bandita“ (Banditin) und „Truffatrice“ (Betrügerin) beschmiert. Ihr Entschuldigungsvideo machte die Situation eher noch schlimmer.

Marken kündigen Zusammenarbeit auf

Darin sprach Ferragni mit brüchiger Stimme, den Tränen nah. Die Situation sei durch einen „Kommunikationsfehler“ entstanden, in Zukunft wolle sie solche „Missverständnisse“ vermeiden. Zudem kündigte sie an, der Kinderkrebsstation in Turin eine Million Euro zu spenden. Zugleich erklärte sie, den Beschluss des Kartellamts anfechten und sich das Geld also zurückholen zu wollen. Viele nahmen ihr den Auftritt nicht ab. Kurz darauf kündigten Brillenhersteller Safilo und Coca-Cola die Zusammenarbeit auf.

Bislang soll die Influencerin auf Instagram mehr als 70.000 Follower verloren haben. Der Marketingexperte Giampaolo Colletti meint: „Die Krise, die Ferragni durchlebt, ist der erste Sturz vom Olymp der Influencer.“ 

Ihrer Modemarke scheint der Skandal nicht allzu viel anzuhaben. Der mausgraue Jumpsuit aus Wolle und Angora (Preis: 600 Euro), den Ferragni in ihrem Entschuldigungsvideo trug, war schon kurz darauf komplett ausverkauft. ■